Der Secretair der Marquise Du-Deffand. Александр Дюма
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      Ich erzähle diesen Vorfall, weil er einen großen Einfluß auf die übrige Zeit meines Aufenthaltes im Kloster ausübte, selbst auf die übrige Zeit meines Lebens. Gebe Gott, daß dieser Einfluß nicht sehr groß auf mein ewiges Heil sein möge. Dies werde ich wahrscheinlich bald erfahren.

      Drittes Kapitel

      Die Liebe, von der ich bis dahin keine Ahnung gehabt, sollte bald in den heiligen Mauern eine Rolle spielen, damit ich sie in ihrer ganzen Gewalt und Romantik kennen lernte. Zwei Fräuleins von Roquelaure wurden dem Kloster übergeben. Die eine war um vier bis fünf Jahre älter als ich, die andere stand mit mir in gleichem Alter. Ich muß bekennen, daß die Schönheit der älteren, und vorzüglich ihre Lebendigkeit, die oft an Trotz und Uebermuth grenzte, mich mit einer gewissen Achtung und dem Wunsche erfüllte, eine Freundin der Roquelaure zu werden. Diese aber hielt sich stets allein und zeigte durchaus keine Neigung, in ein näheres Freundschaftsverhältniß mit irgend einer ihrer Genossinnen zu treten.

      Anfangs hielt ich die junge Dame für stolz, da sie der mächtigen und reichen Familie Roquelaure angehörte, später aber entdeckte ich (sie war nämlich ein Gegenstand meiner besonderen Aufmerksamkeit geworden), daß ein Geheimniß der Grund ihrer Absonderung war.

      Beide Schwestern hatten ihre Gouvernanten mit in das Kloster gebracht, zwei bejahrte Frauen mit strengen Gesichtern, die ihren Zöglingen wie Schatten überall folgten. Man sah sie in der Kapelle, in dem Klostergarten während der Spaziergänge und in dem Sprechzimmer, wo sie mit wahren Argusblicken die Mädchen überwachten.

      Jeder Anderen entging diese Art specielle Polizei, da sie von den Gouvernanten mit großer Vorsicht ausgeübt wurde, man erkannte in ihnen nur die sorgsamsten und aufmerksamsten Dienerinnen, die selbst von der Superiorin gelitten wurden. Mir aber war dieses Verhältniß der Roquelaure, für die selbst die Clausur nicht streng genug zu sein schien, ein Gegenstand des Forschens geworden.

      Nicht selten erschien eine glänzende Karosse, um die beiden Fräuleins abzuholen. Unter Begleitung der Gouvernanten stiegen sie in den Wagen, der wiederum in der Begleitung von drei bis vier glänzenden Dienern davonfuhr. Ebenso kehrten die Pensionärinnen nach fünf oder sechs Stunden zurück.

      – Wohin fahren diese jungen Mädchen? fragte ich mich. Was kann der Zweck ihres Aufenthaltes in dem Kloster sein, wenn sie durch diese häufigen Besuche stets zu der Welt in Beziehung bleiben? Und warum isoliren sie sich von ihren Mitschülerinnen?

      Man erinnert sich, daß ich nicht aus Neigung in das Kloster gegangen war, sondern nur um dem Befehle meines Vaters zu gehorchen. Der Gedanke war daher sehr natürlich, daß die beiden Fräuleins von Roquelaure ein gleiches Schicksal haben könnten. Dies war abermals ein Umstand, der meine Neugierde reizte, und zwar um so mehr, als es mir in den Sinn kam, dasselbe zu thun, was sie thun würden, um sich der ihnen gewaltsam aufgedrängten Bestimmung zu entziehen.

      Ein Zufall setzte mich von dem Ziele ihrer Besuche in Kenntniß. Ich befand mich bei der Superiorin, die nicht nachließ, mir ihre besondere Aufmerksamkeit zu schenken; es schien, als ob die gute Frau den Entschluß nach und nach in mir feststellen wollte, das fromme Klosterleben zu meinem Berufe zu wählen. Sie kannte ohne Zweifel die Absicht meines Vaters, aber auch meine Abneigung, dieser Absicht zu entsprechen. Ich ward demnach oft zu frommen Gesprächen in ihr Zimmer geladen.

      Bei einer solchen Gelegenheit also wurden unsere Betrachtungen durch den Eintritt des Fräuleins von Roquelaure, dem älteren nämlich, unterbrochen.

      Die Superiorin empfing sie mit großer Güte und Milde.

      Das stolze Fräulein von Roquelaure verneigte sich und küßte ihr ehrfurchtsvoll die Hand.

      – Was bringen Sie mir, mein liebes Kind? fragte die Superiorin.

      – Einen Brief von Frau von La Vieuville. Hier ist er.

      – Wer brachte ihn? fragte zwar die Superiorin sehr freundlich, und weder der Ton ihrer Stimme noch irgend ein Gesichtsausdruck verrieth einen Argwohn; mir aber, die ich scharf beobachtete, entging es nicht, daß in der Frage selbst eine Art Inquisition lag, zu der die würdige Klosterfrau Auftrag erhalten haben mußte.

      Auf Fräulein von Roquelaure brachte diese Frage nicht den geringsten Eindruck hervor. Als ob sie ganz natürlich wäre, antwortete sie:

      – Ein Diener der Freundin meiner Mutter, der Frau von La Vieuville.

      Die Superiorin war zufrieden.

      Sie öffnete und las den Brief. Dann sagte sie:

      – Frau von La Vieuville sucht um die Erlaubniß für Sie nach, diesen Mittag bei ihr zu speisen, da eine Verwandte Ihrer Mutter gegenwärtig in Paris ist. Ich habe keinen Grund, Ihnen diese Erlaubniß zu verweigern. Theilen Sie es Ihrer Schwester mit.

      – Meine Schwester zieht es vor, bei der Prozession zu bleiben, die heute stattfinden soll.

      – Ihre Schwester ist ein gutes, frommes Kind!

      – Ich würde ihrem Beispiele folgen, wenn ich in dieser Einladung nicht einen Befehl meiner Mutter erblickte. Frau La Vieuville vertritt ihre Stelle in Paris.

      – Darum folgen Sie der Einladung. Ich erwarte Sie um die gewohnte Zeit zurück.

      – Ich kenne meine Pflicht! sagte Fräulein von Roquelaure, indem sie ehrfurchtsvoll die Hand der Superiorin küßte.

      Dann entfernte sie sich.

      Ich war erstaunt über das demüthige Betragen des jungen Mädchens, das sich sonst so stolz zeigte. Mein mir angeborner Scharfsinn, vielleicht auch ein Instinkt, über den ich damals nicht recht im Klaren war, sagte mir, die Roquelaure ist eine sehr kluge Person, sie verfolgt durch ihre scheinbare Demuth einen wichtigen Plan.

      Diese Scene brachte die Wirkung auf mich hervor, daß ich vor dem Fräulein eine gewisse Ehrfurcht hegte, denn es erschien mir wie das unschuldige Opfer irgend einer Intrigue. Dadurch gewann die ganze Sache an Romantik, die meine leicht entzündbare Phantasie bis zu den äußersten Grenzen trieb. Ich bedauerte, daß ich dem armen schönen Kinde nicht nützlich sein konnte.

      Kurz vor der Mittagstafel traf ich die jüngere Roquelaure in der großen, düstern Kastanienallee des Klostergartens. Die Gouvernante, die sie stets begleitete, saß auf einer Steinbank und war eingeschlafen. Die ihrer Aufsicht Anvertraute ging auf und ab und las in einem Buche.

      Als ich mich ihr näherte, grüßte sie mit einem Lächeln, das deutlich ihre Neigung verrieth, mit mir Bekanntschaft zu machen. Nichts kam mir erwünschter, und ich beschloß, die Gelegenheit zu benutzen und meinen längst gehegten Wunsch zu befriedigen. Ein Gespräch war bald angeknüpft. Es bewegte sich zunächst um die Prozession, die zur Vesperzeit aus der Kapelle durch die weiten Gänge des Gartens stattfinden sollte. Die Vorbereitungen dazu waren schon getroffen.

      – In dem Garten findet die Prozession statt? fragte verwundert die Roquelaure, ein allerliebstes rothwangiges Mädchen.

      – Wo anders? entgegnete ich. Wir dürfen die Mauern unter keiner Bedingung überschreiten. Selbst unsere Andachtsübungen bleiben den Augen der Welt verborgen. Die Altäre, bei denen die Prozession Halt macht, sind an den verborgensten Orten des Gartens errichtet.

      – Ich habe noch keiner Prozession beigewohnt.

      – Sie ist höchst poetisch, vorzüglich unter dem stillen, majestätischen Blätterdome dieser Kastanien.

      Die Roquelaure sah mich verwundert an.

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