Der Secretair der Marquise Du-Deffand. Александр Дюма
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Читать онлайн книгу Der Secretair der Marquise Du-Deffand - Александр Дюма страница 42

СКАЧАТЬ Rathschlag war vielleicht der beste; aber man hätte früher daran denken müssen. Wer konnte indeß voraussehen, was kommen würde? Ich blieb bei der Marquise und verließ sie nur selten. Die arme Frau jammerte mich, ich vergaß darüber Larnage und seine gestirnten Nächte. Sie schlug mir vor, ich möge sie in die Conciergerie begleiten, denn sie selbst mußte dahin gehen, um den Schließer durch ihre unwiderstehliche Schönheit und durch ihre Thränen zu verleiten. Ich konnte es ihr nicht abschlagen, da ich noch nicht so alt war, um klug zu handeln. Wir verkleideten uns, füllten unsere Taschen mit Gold, und suchten vor einem Spielhause einen Fiacre auf. Die Bretagnerin, die den Schließer schon kannte, begleitete uns der Kutscher sagte uns Dummheiten, denn er hielt uns für Nachtläuferinnen.

      Um ihn zu beruhigen und uns Respect zu verschaffen, wollte ihm Frau von Parabère einen Louisd'or geben; die Kammerfrau war so verständig, sie daran zu hindern, denn er würde uns vielleicht ermordet haben, wenn er gesehen hätte, daß wir so wohl versorgt waren. Ich verhehlte mir die Gefahr nicht, sie war in jeder Beziehung groß: wären wir erkannt, so würden wir dem Grafen Unrecht gethan haben, denn die Eifersucht des Regenten hätte uns diesen tollen Streich nicht verziehen. Wie in aller Welt war er zu dieser Eifersucht gekommen, er, der nie eifersüchtig gewesen? Der Mann ist doch ein bizarres Geschöpf!

      Der Schließer empfing uns in einem kleinen, finstern Zimmer, das von einem rauchenden Lichte erhellt ward. Eine Nässe fiel auf unsern Rücken wie ein eisiger Mantel.

      Ich zitterte am ganzen Körper.

      Frau von Parabère befand sich in einem fieberhaften Zustande,

      Der Schließer ließ sie ihre Anrede nicht vollenden, wenn das, was sie sprach, eine Anrede war; mit geschlossenen Augen wies er das Gold zurück, das sie ihm handvoll zeigte. Der gute Mann hatte große Lust, es anzunehmen, aber die Unmöglichkeit hinderte ihn daran.

      – Das Gefängniß ist rings von einer starken Wache besetzt, Madame. Man lauscht und beobachtet dergestalt, daß ich nicht allein in eine Zelle zu gehen wage. Ich habe tausend Kunstgriffe anwenden müssen, um dem Gefangenen Ihren Brief zu übergeben und seine Antwort in Empfang zu nehmen. Glauben Sie mir, Madame, ich kann nicht einmal den Versuch wagen.

      Frau von Parabère brach in Thränen aus. Auf einer schlechten Holzbank sitzend und mit groben Kleidern bekleidet, war sie schöner als je. Ihre Thränen glichen Perlen. Der Schließer ward davon gerührt.

      – Madame, sagte er, glauben Sie mir: Sie thun besser, wenn Sie dieses Geld dem Henker von Paris geben, damit er den armen Grafen nicht so lange leiden läßt. Ich fürchte. Sie können in dieser Welt Nichts mehr für ihn thun – die Gebete sind für die andere Welt.

      Die Marquise schluchzte laut.

      – Mein Herr, mein Herr, rief sie, lassen Sie mich ihn wenigstens zum letzten Male sehen! Nehmen Sie mein Gold, nehmen Sie Alles, was Sie wollen!

      – Mit der Erlaubniß des Herrn Regenten, oder des Herrn Generalprocurators, ja; anders ist es mir unmöglich.

      – Mein Gott, er wird sterben, indem er mich anklagt!

      – Schreiben Sie ihm, setzen Sie ihm die Sache auseinander, wie sie ist – er wird es begreiflich finden.

      – Nein, er liebt mich zu sehr, er wird Nichts davon begreifen!

      Ich bot ihr Feder und Dinte. Sie schrieb einige kaum leserliche Zeilen, ihre Thränen benetzten das Papier. Der Schließer trieb uns zur Eile an, er mußte sich entfernen, um eine Runde zu machen. Andernfalls hätten wir uns compromittirt. Es war wirklich Zeit. Bevor wir unsern Fiacre erreichten, wurden wir durch eine Nachtwache aufgehalten, die ein Officier vorbeiführte.

      Das unglückliche Geschöpf befand sich in einem solchen Zustande, daß ich es nicht verlassen konnte. Ich ließ mir in dem Zimmer der Marquise ein Bett zurecht machen. Erschöpft von krampfhaftem Schluchzen und Weinen schlief sie gegen Morgen ein. Auch ich bedurfte des Schlafes, ich bekenne es ich schlief mit ihr ein.

      Gegen neun Uhr stürzte die Bretagnerin in das Zimmer; sie sank vor ihrer Herrin auf die Knie, und stieß ein gräßliches Geschrei aus.

      – Was giebt es? Was giebt es denn? fragten wir erschreckt.

      – Ach, Madame, es ist gräßlich!

      – So rede!

      – Der Herr Graf von Horn…

      – Um Gottes willen!

      – Man hat ihn auf das Rad geschleppt!

      – Auf das Rad? Großer Gott!

      – Ja, auf das Rad! Ich komme von dem Grèveplatze, ich habe ihn gesehen, ich habe sein Gesicht und seine Glieder gesehen! Ach, wie er leidet!

      Die Marquise stieß einen Schrei aus, den ich jetzt noch höre. Sie sprang aus dem Bette, öffnete alle ihre Schränke und zog daraus hervor, was ihr in die Hand fiel.

      – Geh', schnell, geh', er leidet! Ich erinnere mich des Rathes, den jener Mann mir gestern gab. Er kannte ohne Zweifel diese abscheuliche Treulosigkeit. O mein Gott, und ich schlief! Ach, ich bin feig! Trage Alles zu dem Henker, daß er den Todeskampf endige – ich beschwöre Dich! Nimm meine Carosse, nimm Alles, was Du willst, aber beeile ich! Ich werde zu dem Regenten gehen, und…

      – Madame, bedenken Sie…

      – Was soll ich bedenken, Madame? Ich kann nur an Den denken, der stirbt, und an Den, der ihn getödtet hat. Einen Trauerschleier – gleichviel, was es ist – ich will Nichts, wenn man Nichts findet! Ich gehe!

      Halb angekleidet, mit fliegenden Haaren, und mit herabhängenden Strümpfen eilte sie der Treppe zu und verschwand in einem Augenblicke. Im Hofe traf sie den Wagen eines ihrer Pächter, der gekommen war, um mit ihrem Intendanten zu verhandeln, Sie sprang in diesen Wagen, und ließ sich nach dem Palais-Royal. fahren.

      Man verweigerte ihr den Zutritt zu dem Regenten, da die Thür geschlossen war. Sie klopfte so heftig an, und warf den Zimmer-Huissier, der ihr den Weg vertrat, so gewaltig zurück, daß sie endlich Eintritt erlangte.

      Der Abbé Dubois arbeitete mit dem Regenten.

      – Gehen Sie hinaus, mein Herr! sagte sie zu ihm, wie zu einem Laquais.

      – Ich erwarte den Befehl des gnädigen Herrn, Madame!

      – Befehlen Sie diesem Menschen, daß er hinausgeht, mein Herr, oder ich öffne die Fenster dieses Zimmers und rufe von dem Balcon hinab, was hier vorgeht und was der Regent von Frankreich eigentlich ist.

      – Ich verlasse Sie, mein gnädigster Herr, denn die Scene wird stürmisch! flüsterte leise der Cardinal.

      Der Regent runzelte die Stirn. Er wäre lieber gegangen, als sein Minister. Bis so weit erstreckte sich seine Festigkeit nicht.

      – Mein Herr, fuhr heftig die Marquise fort, glauben Sie, daß ein Fürst nicht dieselben Pflichten zu erfüllen hat, wie ein Edelmann?

      – Was wollen Sie sagen, Madame?

      – Ich will sagen, daß ein Edelmann sein Wort nicht bricht, ohne sich zu entehren, und Sie, Philipp von Orleans, erster Prinz von Geblüt und Regent des Königreichs, Sie haben zweimal Ihr Wort gebrochen!

      – Madame!

      – Sie sind ein Feiger, ein Elender, СКАЧАТЬ