Der Held von Garika. Adolf Mützelburg
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Название: Der Held von Garika

Автор: Adolf Mützelburg

Издательство: Public Domain

Жанр: Зарубежная классика

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СКАЧАТЬ nichts gegessen, und Johnny fing an, den Tee auf der Maschine, die man für diesen Zweck mitgenommen, zu bereiten.

      »Du hast Dich ja hier ganz traulich eingerichtet!« sagte George. »Vor acht Tagen sah es noch gräulich in dieser Bude aus. Du bist unbezahlbar, Johnny. Überall weißt Du zu helfen!«

      »Hab’s von Mr. Hywell gelernt – der versteht’s im Großen!« antwortete Johnny und lachte gutmütig, als er seine Blicke durch das Zimmer schweifen ließ, das trübselig und öde genug aussah, aber vor acht Tagen freilich nichts als die nackten und zerrissenen Wände gezeigt hatte.

      »Seht komfortable hier!« fügte er scherzend hinzu. »Ein Salon für Miss Mary.«

      »Lieber Johnny. wir wollen Gott danken, wenn Miss Mary ein solches Zimmer hat!« sagte George. »Ich bringe schlechte Nachrichten!«

      Johnny hustete und machte sich mit dem Teegeschirr zu schaffen.

      »Nur zu, Sir!« sagte er dann. »Wird hoffentlich nicht so schlimm sein!«

      George erzählte. Als er nach stürmischer, aber sonst ungefährdeter Fahrt das von den Türken eroberte Tschefketil an der russisch-türkischen Grenze erreicht und dort erfahren, dass für den Augenblick in den Kaukasusländern alles ruhig, auch für die Dauer des Winters keine Bewegung Schamyls zu erwarten sei, hatte er sich schnell entschlossen, vor allen Dingen Nachrichten über Mr. Hywell einzuziehen. Er hatte ein Pferd gekauft, einen Führer genommen und war nach Kars aufgebrochen. Johnny war in Tschefketil zurückgeblieben. Von Kars hatte sich George nach Erzerum gewandt und war von dort nach dem Fort Tschefketil zurückgekehrt. Er hatte die Reise in fast unglaublich kurzer Zeit gemacht und sein Pferd dabei zugrunde gerichtet. Trotzdem hatte er nichts Bestimmtes erfahren. Wohl aber hatte er an beiden Orten vernommen, dass die Kurden an der persischen Grenze sehr unruhig seien und dass mehrere Karawanen von ihnen geplündert worden. Ein Gerücht wollte sogar von vornehmen Engländern wissen, die bei einem solchen Überfall gefangen oder getötet worden, und in Erzerum zeigte man George mehrere Gegenstände, die von Kurden verkauft worden und unzweifelhaft in England gearbeitet waren, auch von längerem Gebrauch zeigten.

      Das war aber auch alles. Es blieb also, wie George dem aufmerksamen Johnny auseinandersetzte, nichts übrig, als den Versuch zu machen, den Weg nach Tauris so weit, als dies unter den jetzigen Umständen nur irgend möglich sei, zu verfolgen, womöglich Tauris, die Hauptstadt des nördlichen Persien, in der die Wege nach Russland und der Türkei sich trennen, zu erreichen und bei den dort wohnenden Engländern genauere Erkundigungen einzuziehen. George hatte sich genau davon unterrichtet, wie diese Reise unternommen werden müsse. Man hatte ihm geraten, sehr einfach zu reisen, jeden Prunk zu meiden, um die räuberischen Kurden nicht anzulocken, einen zuverlässigen Führer zu nehmen und sobald als möglich aufzubrechen, da die Gegend während des Winters verhältnismäßig ruhig und sicher sein werde.

      »Ich für mein Teil bin entschlossen«, sagte George. »Willst Du mich begleiten, Johnny, oder willst Du mich hier erwarten?«

      »Was ist Ihnen lieber, Sir?« fragte der Engländer.

      »Natürlich Deine Begleitung!« sagte George.

      »Nun, dann gehe ich mit Ihnen!« rief Johnny energisch. »Es ist hier verdammt langweilig. Indessen wenn Sie es verlangten und für besser hielten, so wollte ich hier schon noch ein Jahr lang sitzen und mir die phlegmatischen türkischen Schildwachen oben auf dem Fort und das unruhige Meer ansehen, aber lieber ist es mir, mit Ihnen Mr. Hywell aufzusuchen. Haben wir denn keinen Konsul bei den Kurden?«

      George schüttelte lächelnd den Kopf und setzte ihm auseinander, dass die Kurden ein unzivilisiertes Volk an der türkisch-persischen Grenze seien, das fast unabhängig auf seinen Bergen lebe und neben etwas Viehzucht viel Räuberei treibe. Wenn Mr. Hywell wirklich von ihnen gefangen, und nicht – was freilich nicht unmöglich, aber doch immer nicht wahrscheinlich sei – bei der Verteidigung getötet wäre, so werde man ihn, wie schon Mr. Wiedenburg in Sinope angedeutet habe, in einem kurdischen Dorfe festhalten und Boten aussenden, um womöglich ein Lösegeld für seine Freilassung zu erhalten. Die türkischen Behörden um Schutz anzurufen sei schon im Frieden eine schwierige Sache; jetzt, wo die Türken der kurdischen Reiterei gegen die Russen bedürften, verspreche eine solche Einmischung gar keinen Erfolg. Auch sei es möglich, dass der Überfall von persischen oder ganz unabhängigen Kurden verübt worden; denn von vielen Stämmen dieser nomadisierenden Völkerschaft wisse man kaum, unter welche Oberhoheit man sie rechnen solle.

      Trotz seiner Ermüdung traf George noch an demselben Abend die nötigen Maßregeln, um im Laufe des nächsten Tages aufbrechen zu können. Ein gutes Pferd für George, ein frommes Tier für Johnny, der noch sehr selten auf dem Rücken eines Pferdes gesessen, wurden gekauft. An Decken, Waffen und was sonst zur Reise nötig, war kein Mangel. Ein Führer sollte erst von Erzerum aus genommen werden, da George jetzt den Weg bis dorthin kannte. Das zurückbleibende Gepäck wurde der Obhut eines Armeniers anvertraut, auf dessen Zuverlässigkeit George bauen zu können schien. Dann legte sich George auf das Lager, das ihm Johnny mit väterlicher Sorgfalt bereitet hatte.

      Johnny weckte den todmüden jungen Mann nicht.

      Es war fast Mittag am andern Tage, als George erwachte. Eine Stunde darauf saßen die beiden Männer im Sattel, und ritten die Straße nach Erzerum. George wählte diese, obgleich sie von Tschefketil aus die längere war, weil er immer noch hoffte, er werde in Erzerum etwas über Mr. Hywell hören oder ihm selbst begegnen.

      Wieder war fast eine Woche vergangen, Weihnachten war nahe, der Winter hatte sich empfindlich fühlbar gemacht, und Johnny saß bereits ganz stattlich auf seinem überaus gutmütigen Pferde, als George und sein Gefährte, begleitet von einem armenischen Führer, die Karawanenstraße verfolgend, die über Bajazid nach Tauris führt, an einem kalten. trüben Morgen langsam den Abgang eines Berges hinaufritten. Auf der Spitze desselben zeigte ihnen der Führer die Richtung, in welcher der heilige Berg Ararat mit seinen beiden Spitzen liege, den man bei gutem Wetter vollkommen klar sehen könne. Heute aber lag in jener nordöstlichen Richtung nur eine graue Schneewolke.

      »Trübe Aussicht!« sagte George zu Johnny und dachte mehr an Mr. Hywell und Mary als an den Ararat.

      »Segel in Sicht!« rief Johnny, der diesen Ausdruck auch zu Lande liebte, und deutete die Straße entlang. Ein Reiter war auf dieser Straße ein Ereignis.

      Denn obwohl in der Nähe die Türken mit den Russen kämpften, so war die Straße doch einsam. Es zogen wenig Truppen nach Bajazid, wo die türkische Armee meist aus Kurden bestand; der Karawanenverkehr war so gut wie vernichtet. So vergingen oft Stunden und halbe Tage, ehe man eines Reisenden ansichtig wurde.

      Es war ein ermüdender Weg, durch öde Gebirge, in denen selten ein freundliches Tal das Auge erquickte, über kalte, einförmige Hochebenen. Jetzt verlieh der Winter der ganzen Landschaft einen noch trübern Charakter. Kein Wunder also, wenn George und Johnny und selbst der Armenier etwas schneller ritten, um die Reisenden in Augenschein zu nehmen, vielleicht einige Worte mit ihnen zu wechseln.

      Es waren zwei Reiter, ein Reisender und ein Führer, und George glaubte schon von fern in dem einen von ihnen einen Europäer zu erkennen. Seine Tracht war freilich seltsam genug, aber an eigentümliche Zusammenstellungen der Anzüge wird man im Orient leicht gewöhnt. Saß doch auch George, in eine große Decke gehüllt, auf seinem Pferde, und Johnny trug eine Art Pelzrock zu seinem Seemannshut. Der Anzug jenes Reiters war aber nicht nur abenteuerlich, sondern auch zerrissen und beschmutzt; er schien aus einer Menge der verschiedensten Kleidungsstücke zusammengewürfelt zu sein.

      Als George näherkam, sah er, dass der Reiter die Füße mit Tüchern umwickelt hatte, um die zerrissenen Beinkleider zu verbergen und sich gegen die Kälte zu schützen.

      Trotzdem СКАЧАТЬ