Pjotr. Klabund
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Название: Pjotr

Автор: Klabund

Издательство: Public Domain

Жанр: Зарубежная классика

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СКАЧАТЬ Willst du mir die Strapazen eines Feldzuges zumuten?«

      Sie zwirbelte an seiner Stirnlocke.

      »Du bekommst übrigens schon weiße Haare, silberweiße Haare wie ein Lämmchen.«

      Der Fürst seufzte:

      »Du wirst keine Ruhe geben, bis das Lamm von den Füchsen der Krim nicht zerrissen ist. Also gut, ich werde die Tartaren bekehren.«

      »Timmermann,« sagte Pjotr, »heute ist Sonntag, der Tag des Herrn, nicht der Tag der Knechte. Ich will nicht in die Messe gehen und einen dreckigen Popen die heiligen Gefäße und die reine Liturgie des Chrysostomus verunreinigen sehen. Ich will nicht hundert und aber hundertmal, wie von meinem Vater Alexej die Sage geht, das Knie vor den bunten Bildern beugen. Ich will aufrecht meinem Gott gegenübertreten und sagen:

      «Hier ist Pjotr, dein Sohn, Väterchen. Er will versuchen, deiner nicht unwert zu leben und zu arbeiten. Hören Sie, Timmermann: zu arbeiten. Fünfzehnhundertmal sich bekreuzen und drei Stunden in der Messe stehen, das ist keine Arbeit. Meine lieben russischen Brüder halten Faulenzerei für die gottwohlgefälligste Tugend. Diese Faulheit muß ihnen ausgeprügelt werden. Rußland braucht Handwerker, die ihr Hand- und Seelenwerk verstehen. Auch die Dworjanje müssen endlich etwas lernen: zu reiten, zu streiten, zu leiten. Neulich verlor mein Pferd unterwegs ein Eisen. Ich habe keinen Schmied gefunden, der es recht hätte beschlagen können. Ich habe es selbst in einer Schmiede beschlagen müssen. Dieser Schmied wußte dann bei einem Glase Kwaß die amüsantesten Geschichten von Gott und der Welt zu erzählen, daß ich mich bog vor Lachen. Aber ein Pferd beschlagen: das konnte er nicht. So sind die Russen. Sie können alles – nur nicht das, was sie können sollten und müßten. Unsere Bauern wissen nicht Egge und Pflug zu führen, sie können guten von schlechtem Ackerboden nicht unterscheiden. Sie bauen immer gerade soviel an, als sie in guten Erntejahren für sich und ihre Familie brauchen. Wenn ein schlechtes Erntejahr kommt, verhungern und verrecken sie natürlich, dumm und gottergeben. Sie säen Korn in den Wald und pflanzen Obstbäume in ein Haferfeld. Rußland braucht Arbeiter, Arbeiter, Arbeiter. Aber nicht solche, die so heißen, sondern solche, die so sind. Sechsundzwanzig Stunden am Tag muß jeder arbeiten, sonst kommt Rußland nicht hoch. Rußland braucht eine Flotte und Matrosen, die sie zu führen wissen. Das Meer liegt offen da. Wir müssen bei Holländern, Engländern, Venezianern in die Schule gehen. Rußland braucht ein Heer, Offiziere und Soldaten. Der Militärdienst muß auf alle Klassen der Bevölkerung ausgedehnt werden. Frankreich und Preußen müssen uns Vorbild sein. Die Erde liegt offen da. Jetzt haben wir einen zusammengelaufenen Haufen Bewaffneter, von denen nur ein Bruchteil alte verrostete Gewehre trägt, mit denen er nicht einmal umzugehen weiß, die meisten aber haben nur Keulen, Sensen und Messer. Versteht einer was von Strategie? Drauflos lautet im Ernstfall die Parole, der Tausende nutzlos zum Opfer fallen. Es gibt ja genug Menschen in Rußland. Aber soviel wir sind: was vermögen wir gegen Schweden? gegen Polen? gegen die Türken? Perser? ja, auch nur gegen aufständische, schlecht bewaffnete Tartaren? Nichts, weil wir ein Nichts sind.«

      Pjotr hatte sich in Wut geredet.

      »Mein Vater hat die Juden aus dem Lande gejagt. Ich halte das für einen schweren Fehler. Sie waren der Sauerteig im russischen Brot. Sie waren wie Schmeißfliegen um uns schwerfällige Hengste. Aber es war recht so. Sie ließen uns nicht zur Ruhe kommen. Wir schlugen wenigstens hin und wieder aus. Jetzt haben wir auch das verlernt und dösen so im Stall dahin. Timmermann, auch die Juden hatten ihre Helden. Heute ist Sonntag. Lies mir aus ihrem Heldenbuch, dem alten Testament. Lies mir von den Makkabäern«

      Pjotr warf sich auf ein Eisbärfell am Boden und kreuzte die Arme unterm Schädel. Timmermann stand am Stehpult wie der Prediger auf der Kanzel und las:

      »Und Judas Makkabäus kam an seines Vaters Stadt. Er zog in seinem Harnisch wie ein Held und schützte sein Heer mit seinem Schwert. Er war freudig wie ein Löwe, kühn wie ein junger, brüllender Löwe, so er etwas jagt. Und er hatte Glück und Sieg.«

      Da sprang Pjotr auf und brüllte, brüllte wie ein junger Löwe. Er brüllte, daß die Pferde im Stall und die Leibeigenen in den Gesindezimmern unruhig wurden und die Köpfe zusammensteckten.

      Und einer, ein Greis von vielen Jahren, wisperte:

      »Wenn er nur nicht wahnsinnig wird wie Iwan Wie Iwan der Schreckliche, wie Iwan der Blödsinnige Wahnsinn liegt in der Familie, ja«, und er nickte mit dem weißen Kopf, »Wahnsinn und Zarentum: das ist vielleicht dasselbe.«

      Da schlug ihm Potapoff, der Kutscher, mit dem Holzlöffel auf den Mund:

      »Er hat schon als Kind Tag und Nacht geschrien und war nicht zur Ruhe zu kriegen. Da half kein Wiegen, Singen und Lullen. So hat Ilja, der Held von Kiew, gebrüllt. Er wird uns alle noch in Erstaunen versetzen. Denn Gabriel schrie so, als er das Schwert gegen Luzifer schwang.«

      Pjotr trat, neunzehnjährig, in den Staatsrat.

      Sofija präsidierte. Sie wollte auffahren.

      Er drückte sie in den Sessel zurück.

      Er trug an einem silbernen Wehrgehänge einen kleinen Dolch, zog ihn und nagelte mit einem Faustschlag das Dokument, das Sofija in Händen hielt, auf der eichenen Tischplatte fest.

      Auf dem Dokument hatte sich Sofija unterschrieben:

      »Selbstherrscherin aller Reußen.«

      »Das Dokument ist ungültig. Ich gebe meine Einwilligung nicht zu diesem Mummenschanz. Will Rußland sich ewig von Weibern regieren lassen – schweigen Sie, Fürst Galizyn – die Politik vom Fenster ihrer Herzkammer aus machen? Es muß aber ein Fenster in Rußlands Wand nach Europa zu geschlagen werden. Man hat mich künstlich dumm gehalten. Aber so dumm bin ich nicht, Ihre Intrigen nicht zu durchschauen, Sofija. Fürst Galizyn, der neue Achill – daß ich nicht lache. Besehen Sie sich doch im Spiegel, Fürst. Der beabsichtigte Feldzug gegen die Chans der Tartaren ist eine eitle Arabeske. Er wird mißlingen, denn unsere Adligen sind übermütig und roh, unsere Bürger feige und hinterhältig und unsere Bauern dumpf und dumm. Aber sie sind mir noch die Liebsten, denn ihre Dummheit hat etwas heilig Ahnungsloses. Sie sind dumm, wie Ziegen und Ochsen und Esel dumm sind. Die Ritter aber sind allesamt Donquichotes, die mit ihren von einer langen Ahnenreihe vererbten, verrosteten Lanzen gegen kriegsgewohnte, gut bewaffnete, wilde Völkerschaften anrennen wollen. Lassen Sie uns an dem Werk, das Rußland heißen soll, bescheiden und demütig arbeiten, Achtung vor der geringsten Tat, die vorwärtsbringt, aber Fluch und Gelächter der hohlen Phrase, dem hohlen Kopf. Wer einen hohlen Kopf hat, mag ihn wenigstens als Trommel herleihen.«

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