Ingénue. Александр Дюма
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Название: Ingénue

Автор: Александр Дюма

Издательство: Public Domain

Жанр: Зарубежная классика

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СКАЧАТЬ mit dem größten Vergnügen Beifall zugeklascht.«

      »Mein Herr. . .« sprach der Arlequin sich aufs Neue verbeugend.

      »Sie sagen besonders auf eine bewunderungswürdige Weise: »»Ihr werdet sehen, daß ich bei Alle dem am Ende eines Tages gehenkt werde!««

      »Sie finden, mein Herr?« versetzte Bordier.

      »Oh! bei meinem Worte, es ist unmöglich, eine mehr durch die Angst komische Betonung zu finden, als es die Ihrige ist.«

      »Stellen Sie sich vor, daß ich in das Stück diese Phrase habe setzen lassen, welche nicht darin war.«

      »Und aus welchem Grunde?«

      »Ah! hören Sie. Als Kind sah ich einen Menschen henken; das war sehr häßlich. In der folgenden Nacht träumte ich, ich werde gehenkt; das war sehr traurig. Der Traum und die Wirklichkeit sind mir so lebendig im Geiste geblieben, daß ich schaudere, so oft ich an einen Galgen denke! Sie wissen aber, man ist Künstler, oder man ist es nicht: Dugazon hat zweiundvierzig Manieren, die Nase zu bewegen, erfunden, und mit jeder macht er lachen; ich habe nur eine Manier erfunden, zu sagen: »»Ihr werdet sehen, daß ich bei Alle dem am Ende eines Tages gehenkt werde!«« und ich mache beinahe weinen . . . Doch verzeihen Sie, ich glaube, die Sitzung beginnt.«

      Es war wirklich das zweite Licht, welches das Bureau zu beleuchten bestimmt, angezündet worden, und der Vicepräsident Fournier schien den Präsidenten Marat einzuladen, er möge den Stuhl einnehmen. Marat weigerte sich aber.

      »Was hat denn Marat heute?« fragte Bordier; »man sollte glauben, er lehne die Ehre des Präsidiums ab.«

      »Er will ohne Zweifel sprechen,« erwiederte Hébert.

      »Spricht er gut?« fragte Collot d'Herbois.

      »Ich glaube wohl!« antwortete Hébert.

      »Wie wer spricht er?«

      »Wie wer? Er spricht wie Marat.«

      In diesem Augenblicke ließ sich die Glocke des Vizepräsidenten hören; ein Schauer durchlief die Versammlung. Auf ein Zeichen von Jourdan verrammelte ein Aufwärter der Schenke die Kelleröffnung. Marat nahm Danton beim Arme und führte ihn in die erste Reihe des Kreises, der sich um die Tribune bildete; auf die Töne der Glocke folgten die vom Vicepräsidenten ausgesprochenen Worte:

      »Bürger, die Sitzung ist eröffnet.«

      Alsbald erlosch das Gemurmel, das über dieser Menge schwebte, und es trat eine Art von Stille ein, in der man indessen alle die Volkstumulte leben fühlte, welche die Sitzung unterbrechen sollten, von der wir Rechenschaft zu geben versuchen wollen.

       VIII

      Der Weißenhandel

      Für Danton besonders war der Anblick dieser Versammlung charakteristisch. Im Bürgerstande geboren, hatte Danton, wie jeder in einer Mitte geborene Mensch, einen Instinct, der ihn aus dieser Mitte herauszog: – die Instincte des Einen ziehen ihn nach oben, die Instincte des Andern ziehen ihn nach unten; die Instincte von Danton zogen diesen zur Aristokratie hin. Ein sinnlicher Mensch, ein politischer Epicuräer, ein zukünftiger Staatsmann, sanguinisch, aber nicht sanguinär, liebte Danton die schöne Wäsche, die berauschenden Wohlgerüche; Danton liebte die Seide und den Sammet; Danton, er mit der noch harten, rauhen Haut, liebte die feine, weiße Haut, welche am 2. und am 3. September, an diesen Tagen entsetzlichen Andenkens, im Munde seiner Agenten ein Todesurtheil wurde.

      Danton kam nun aus einer Reunion, wo er Alles dies gefunden hatte: Glanz der Kerzen, Rauschen der Seide, Zartheit des Sammets, Schaukeln der Federn, Licht der Diamanten; er hatte die balsamische Atmosphäre eingeathmet, welche nicht nur aus einer Mischung von destillirten Wohlgerüchen, sondern auch aus jener noch viel sinnlicheren, noch viel berauschenderen Ausströmung besteht, die aus jungen, gepflegten, aristokratischen, mit einander in Berührung gesetzten Organisationen hervorgeht; und plötzlich, ohne Uebergang, fiel er in die Untiefen der Gesellschaft, mitten unter rauchige Lichter, schmutzige Hände, übel riechende Lumpen; er begriff die unbekannte Existenz dieser andern lebenden Katakomben unter diesem andern Rom, dessen Anblick sie an einem gegebenen Tage verändern sollten; er begriff! – und ganz schauernd nach dem Contraste des Gesichtes, des Gehöres, des Geruches, wartete er auf den Contrast der Rede.

      Der Contrast ließ nicht auf sich warten.

      Bordier, der Schriftführer des Clubbs, stand auf und gab der Versammlung Kenntniß von den Correspondenzen aus der Provinz.

      Das erste Factum, das dem Clubbe der Menschenrechte angezeigt wurde, war folgendes:

      »Gilles Leborgne, Ackermann in Machecoul bei Nantes, der ein Kaninchen, welches seinen Kohl fraß, getödtet hatte, war auf Befehl des Herrn von Machecoul an einen Pfosten gebunden und gepeitscht worden.«

      Die Thatsachen folgten sich, und alle zeugten von dieser Grausamkeit, welche mit wenigen Ausnahmen die Privilegirten der Zeit an den niedrigen Klassen übten.

      Pierr, genannt der Glöckner, Tagelöhner in Pont-Saint-Mesmin, der sich geweigert hatte, in der Frohne das Wasser in den Gräben des Schlosses zu schlagen,15 während die gnädige Frau in den Wochen lag, war in einen noch heißen Ofen eingesperrt worden. Er war durch Erstickung gestorben.

      Barnabé Lampon von Pithiviers, der eine Frau und sechs Kinder hatte, lebte seit drei Monaten nur von Gras und Baumblattern; er war so schwach, daß er kaum seinen Namen unten an diese Angabe seines Elends hatte schreiben können.

      Und bei jedem Factum, das der Schriftführer mittheilte, drückte Marat heftig das Handgelenke von Danton und fragte ihn leise:

      »Was sagst Du hierzu, Danton? was sagst Du?«

      Und Danton der Sinnliche, Danton der Wollüstige, Danton der Epicuräer fühlte etwas wie einen Gewissensbiß in seine Secle hinabsteigen, indem er an alle die Perlen, an alle die Diamanten, an alle die Vergoldungen dachte, die er gesehen, an diese Männer, welche Seufzer ausstießen, an diese Frauen, welche Thränen vergossen über das Elend der Africaner, die zweitausend fünfhundert Meilen von Frankreich litten, während in Frankreich selbst, unter den Füßen von Paris, Menschen nicht minder gräßliche Schmerzen litten, mit nicht minder entsetzlichem Elend rangen.

      Die Liste entrollte sich, und jede neue Thatsache entzündete einen neuen Blitz in allen diesen flammenden Blicken; man fühlte, daß es nicht eine fremde, entfernte Sache, die Sache einer andern Race war, die diese Menschen verteidigten, sondern eine Sache, für die sie gelitten hatten, eine Sache, für die sie zu kämpfen im Begriffe standen. Die Brust Aller war keuchend, angeschwollen, nahe daran, durch die Lippen zu überströmen! Jeder wartete auf den Augenblick, wo der Schriftführer seine lange, schmerzliche Aufzählung werde gelesen haben, um nach der Tribune zu eilen, um sein Wort auf diesen Brand zu gießen, nicht als ein Wasser, das auslöscht, sondern als ein Oel, das in Flammen setzt.

      Alle stürzten nach der unförmlichen Tribune.

      Marat streckte, ohne sich von seinem Platze zu rühren, die Hand aus.

      »Der Bürger Marat verlangt das Wort,« sagte der Präsident: »der Bürger Marat hat das Wort.«

      »Ja! ja!« riefen zweihundert Stimmen; »Marat auf die Tribune! . . . Marat! Marat! Marat!««

      Und Marat schritt mitten auf dem Wege hin, den ihm diese menschlichen Wogen machten, wie Moses mitten durch die Wellen des rothen Meeres schritt, das vor СКАЧАТЬ



<p>15</p>

Um dadurch die Frösche zum Schweigen zu bringen. D. Uebers.