Ingénue. Александр Дюма
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Название: Ingénue

Автор: Александр Дюма

Издательство: Public Domain

Жанр: Зарубежная классика

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СКАЧАТЬ daß Ihr der ganzen Erde das Beispiel der Humanität und der Wohlthätigkeit gebt: macht die Neger frei, zerbrecht ihre Ketten, schafft ihnen eine erträgliche Lage, und seid sicher, daß Ihr besser bedient werdet durch Freigelassene, welche Euch wie ihre Väter lieben werden, als durch Sklaven, die Euch hassen wie Henker!«

      Dieser in einer Antithese endigende Redeschluß riß das Auditorium fort: Beifallklatschen, Bravos, stürmische Rufe erschollen von allen Seiten; die Männer stürzten nach der Tribune; die Frauen schwenkten ihre Taschentücher, und der Redner stieg unter dem enthusiastischen Geschrei: »Freiheit! Freiheit!« herab.

      Danton wandte sich gegen Marat um; zwei- oder dreimal war er auf dem Punkte gewesen, sich der allgemeinen Hinreißung zu überlassen; doch er fühlte in seiner Nähe, in seinem Gefährten, etwas wie einen schlecht verhaltenen Spott, etwas wie eine Verachtung, welche loszubrechen im Begriffe, und das drängte ihn wieder zurück.

      Als indessen der Redner geendigt hatte, wandte sich Danton, wie gesagt, gegen Marat um.

      »Nun,« fragte er ihn, »was denken Sie hiervon?«

      »Ich denke,« erwiederte Marat, »man müßte viele Sitzungen wie diese und viele Redner wie diesen brauchen, um zu machen, daß die Menschheit einen Schritt thun würde.«

      »Die Sache, die er vertheidigt, ist jedoch schön!« versetzte Danton, der, an diese philosophische Phraseologie gewöhnt, wenigstens kämpfen wollte, ehe er sich ergab.

      »Allerdings, aber es gibt eine Sache, deren Vertheidigung noch dringlicher ist, als die der Sklaven

      Americas.«

      »Welche?«

      »Die der Leibeigenen Frankreichs.«

      »Ich verstehe.«

      »Sie haben versprochen, mir zu folgen?«

      »Ja.«

      »Kommen Sie.«

      »Wohin gehen wir?«

      »Nicht wahr, Sie haben mich unter die Aristokraten geführt, welche die Befreiung der Schwarzen verhandeln?«

      »Allerdings.«

      »Nun wohl, ich werde Sie unter die Demokraten führen, die sich mit der Befreiung der Weißen beschäftigen.«

      Nach diesen Worten gingen Marat und Danton weg, ohne daß es Jemand bemerkte, – so merkwürdig sie waren, – dergestalt hatte sich die allgemeine Aufmerksamkeit beim Redner concentrirt, welcher unter den Glückwünschen der Versammlung von der Tribune herabstieg.

       VII

      Der Clubb der Menschenrechte

      Nachdem sie ein paar Schritte gemacht, befanden sich Marat und Danton wieder im Palais-Royal, das schon etwas weniger zu dieser Stunde bevölkert war, als in der, wo sie angekommen, denn es fing an spät zu werden, und wenn die Beredtsamkeit von Malouet auch die Macht gehabt hatte, die Zeit vergessen zu machen, so hatte sie doch nicht die gehabt, dieselbe zu hemmen. Ueberdies, statt daß es Danton war, der Marat als Führer diente, war es Marat, der Danton führte, und den düstern Mann schien es zu drängen, das Ziel des Weges zu erreichen, als wäre er zu einem Rendez-vous gegangen.

      Die zwei Gefährten gelangten in die Gallerie, welche längs der Rue de Valois hinläuft, und machten einige Schritte in dieser Gallerie; dann trat Marat rechts in eine kleine Passage, Danton folgte ihm, und Beide befanden sich bald außer dem Palais-Royal.

      Die Rue de Valois war noch viel öder zu jener Zeit, als sie es heute ist; in der That, die Eigenthümer der Hotels, deren Aussicht durch die neuen Gebäude von Monseigneur dem Herzog von Orleans beschränkt worden war, hatten noch nicht Lust gehabt, Nutzen aus ihren Höfen und ihren Gärten dadurch zu ziehen, daß sie selbst bauen ließen; überdies war die ganze Facade des Palais-Royal, welche auf diese Seite ging, noch nicht vollendet und stellenweise der Durchgang, der den Wagen verboten, da Steine darin aufgehäuft lagen, kaum für die Fußgänger benutzbar.

      Marat fand sich unter allen diesen Gerüsten, unter allen diesen zur Bearbeitung und Benützung bereit liegenden Steinen aus, als hätte er in seiner Hand den Faden dieses andern Labyrinths gehalten, und von Zeit zu Zeit sich umwendend, um zu sehen, ob sein Gefährte ihm folgte, führte er Danton an den Eingang von einer Art von Keller, in welchen man gelangte, nachdem man ein Dutzend Stufen hinabgestiegen war.

      Alles schlief oder schien in der Straße zu schlafen, dieses Kellerloch ausgenommen, aus welchem bis zur äußeren Atmosphäre ein warmer Dampf und von Zeit zu Zeit Geräusche aufstiegen, welche die eines unterirdischen Vulcans zu sein schienen.

      So gut ihn das Aeußere aus das Innere vorbereitet hatte, Danton blieb bei der Mündung dieses Schlundes stehen, in den Marat ohne Zögern getaucht war; endlich entschloß er sich, stieg die Treppe Stufe um Stufe hinab und machte auf der letzten Halt.

      Man vernehme, was er von dieser letzten Stufe erblickte.

      Einen ungeheuren gewölbten Saal, der ohne Zweifel einst, – das heißt vor der Erhöhung des Terrain, – als Orangerie für eines der großen Hotels gedient hatte, von denen ein Theil schon zu dieser Zeit verschwunden war, während der Rest alle Tage verschwand; diese Orangerie hatte seit fünfundzwanzig bis dreißig Jahren einer Taverne Platz gemacht, die sich ebenfalls, ohne ihre Bestimmung zu verändern, nichtsdestoweniger modificirte und ein Clubb werden sollte oder vielmehr geworden war.

      Dieser, mit Ausnahme seiner Affiliirten, noch unbekannte Clubb, in welchen man, wie in den Freimaurerlogen, nur mit Hilfe gewisser Zeichen oder mittelst gewisser Worte aufgenommen wurde, dieser Clubb war der der Menschenrechte.

      Die Tische, mochte das eine Klugheit sein, oder hatte man geglaubt, es finde keine zu stark ausgesprochene Disharmonie zwischen der alten und der neuen Bestimmung des Locals statt, die Tische waren an ihren Plätzen geblieben und fanden sich, in diesem Augenblicke beladen mit zinnernen, an Ketten festgehaltenen Bechern, umgeben von Trinkern, welche auf wurmstichigen Bänken und hinkenden Stühlen saßen.

      Im Hintergrunde, in einer durch den Tabakrauch, durch den Dampf der Lampen, durch die verdichteten Aushauchungen der Consumenten unentschieden gewordenen Atmosphäre, sah man wie Schatten diejenigen sich bewegen, welchen ihre pecuniären Mittel nicht erlaubten, sich den Wein der Anstalt schmecken zu lassen, und die, bei leerem Magen, mit einer finstern, neidischen Miene diese Günstlinge des Glückes betrachteten, denen das Elend, minder grausam, noch ein paar Sous, um sie in dieser Kneipe auszugeben, ließ.

      Hinter dieser compacten Masse, in einer fast verlorenen Ferne, erhob sich auf leeren Fässern eine Art von Theater, bekränzt mit einem alten Zähltische, der das Bureau des Präsidenten geworden war. Dieses Bureau trug ein angezündetes Licht, ohne welches es völlig im Schatten verborgen gewesen wäre, , und ein ausgelöschtes Licht; der Geist der Sparsamkeit, der über die Anstalt wachte, hatte als einen tadelnswerthen Luxus diese zwei zu gleicher Zeit angezündeten Lichter betrachtet und eines unterdrückt.

      Es war ein großer Abstand von der eleganten, bisamduftenden Gesellschaft, von dem vergoldeten und mit Sammet tapezirten Saale, woher Danton und Marat kamen, zu dieser düstern, zerlumpten Versammlung, zu diesem schwarzen, rauchigen Gewölbe, unter das sie eindrangen; doch wir müssen hier sagen, sie waren durch die Ränder eines unsichtbaren Bürgerthums aus dem Paradiese der Aristokratie in die Hölle des Volkes getaucht.

      Für den Augenblick schien die wichtige Person dieser unterirdischen Versammlung der Herr der Anstalt zu sein; es war wenigstens sein Name, der am öftesten, wenn nicht am harmonischsten, in СКАЧАТЬ