Gabriele. Александр Дюма
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Название: Gabriele

Автор: Александр Дюма

Издательство: Public Domain

Жанр: Зарубежная классика

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СКАЧАТЬ besehen, er hatte tausendmal große Spiegel in den Salons gesehen, aber er hatte noch nichts gesehen, denn jetzt zum ersten Male sah er sich, wie er war, wie er der Frau von Savigny erschien, nämlich mit dem ganzen linkischen ungeschickten Wesen eines Schülers. Seine Gestalt hatte sich auf eine Weise entwickelt, der die Verhältnisse der Schuluniform, die er schon ein Jahr lang getragen hatte, nicht mehr entsprachen. Die Ärmel hatten sich so ehrfurchtsvoll von den Händen, die aus denselben hervorragten, entfernt, daß eine Vereinigung unmöglich gewesen wäre; eine noch feinere Taille als die unseres jungen Helden würde in diesem engen Rocke gepreßt gewesen sein, und sein langer steifer Hals ragte weit aus dem Kragen der unglücklichen Uniform hervor. Er war häßlich! was noch schlimmer war, er war lächerlich. . . ja, was am allerschlimmsten war, er war unbedeutend!. . . Eine plötzliche Erleuchtung vom Himmel, wie ein großer Redner gesagt hat, oder vielmehr das boshafte Lächeln einer hübschen Frau, hatte ihm dieses Alles im Spiegel gezeigt, und dieses Lächelns hatte er sich seitdem oft erinnert, wobei er eine unangenehme Empfindung hatte, die sich mitunter bis zur Wuth steigerte.

      Aber den Abend zuvor hatte sie ihn, als er in den Salon trat, nicht wieder erkannt, und der Ausdruck ihres Gesichts, die Worte, die sie sprach, der Ton ihrer Stimme, Alles war so verändert, daß er sehr schnell begriff, daß auch er verändert war. Und als er sie hernach mit vielleicht zu dreisten und gewiß zu vielsagenden Augen beobachtete, sah er sie unter seinen Blicken erröthen und die ihrigen abwenden; er war kein lächerliches, unbedeutendes Wesen mehr! Ein unerklärliches Etwas klärte ihn hierüber auf und wirkte auch, ihrer selbst unbewußt, auf Frau von Savigny. Denn auch sie warf einen jener verstohlenen Blicke in den Spiegel, durch die, bei wichtigen Gelegenheiten, die Frauen sich über ihre Schönheit vergewissern wollen.

      Die Rollen waren gewechselt; er trat in seine Rechte ein; für ihn wollte man schön sein; er war der Richter geworden: kurz, er war ein Mann!

      Einige Augenblicke später kam, zu seinem großen Bedauern, Heinrich von Marcenay, und Yves nahm ihn mit nach dem Boulogner Wäldchen, weniger um die Rathschlage anzuhören, die sein Freund ihm ertheilte, als aus einer unwillkürlichen Bewegung, die ihn bewog, Frau von Savigny seinem gefährlichen, und wie er wenigstens damals glaubte, sehr verführerischen Einflusse zu entziehen.

      Heinrich von Marcenay hatte jenes unverschämte Wesen, welches in der schlechten Gesellschaft für ausgezeichnet gilt: ohne Vermögen und ohne vornehme Herkunft, lebte er unter den Vornehmsten und Reichsten, und lebte wie sie; ein ungewohntes Wörtchen hatte sich plötzlich vor seinen anspruchslosen Namen geschlichen und er rechtfertigte seine Anmaßung mit einer so großen Verachtung derer, die nicht reich und vornehm waren, daß Niemand vorauszusetzen gewagt halte, daß er weder das Eine noch das Andere war.

      Nur geschichtlich berühmte Namen hatten die Ehre, über seine Lippen zu geben, aber ohne Titel oder Bezeichnung des Ranges, um die innige Freundschaft dessen, der sie aussprach, mit ihren Inhabern anzudeuten.

      Kleinliche unerklärliche Eitelkeit, die in unseren Tagen hätte verschwinden müssen, wenn die Eitelkeit überhaupt jemals etwas aufgeben könnte! Schlechte Bestätigung, die das, was sie verbergen möchte, dadurch erst darthut! Denn je höher der Rang ist, den man in der Gesellschaft einnimmt, je williger gönnt man Jedem den Platz, der ihm zukommt; wenn man selbst große Ansprüche zu machen das Recht hat, will man Niemand berechtigen, irgend Jemand die Rücksichten, die Titel, die Ehren, kurz, das Geringste, was ihm zukommt, zu verweigern. Dabei gewinnt nur der, welcher nichts zu verlieren hat.

      Damals machte Yves diese Bemerkungen nicht! Heinrich imponirte ihm durch die fünf Jahre, die er älter als er war; seine Unerfahrenheit hielt ihn für einen Repräsentanten des feinsten Geschmacks, und der junge Offizier, begierig, die Welt, die sich vor seinen Blicken öffnete, kennen zu lernen, und mit Glanz in derselben aufzutreten, folgte fröhlich dem, welcher es übernahm, ihn hierbei anzuführen. Sein Vertrauen in den Freund, der sich ihm so bereitwillig zeigte, war eben so groß, als die gute Meinung, die Heinrich von sich selbst hatte, und das will viel sagen!

      Dieser erfahrene Freund war es, der die Bewegung, welche die neuen über Frau von Savigny gemachten Bemerkungen bei dem jungen Manne erweckten, in Rachegedanken verwandelte: er, aus eigenem Antriebe, würde die erste Frau, die ihn liebte, nur mit Leidenschaft wieder geliebt haben; die Vorstellung, daß die schöne, so glänzende, so köstlich liebenswürdige Frau von Savigny ihn hätte auszeichnen können, würde ihm nicht einmal in den Sinn gekommen sein; er hätte nur gefühlt, daß er jetzt zu denen gehörte, denen eine Frau zu gefallen wünscht, und diese einzige Entdeckung hätte ihn bewegt, verwirrt, entzückt! Ach! wenn ihm in diesem Augenblicke eingefallen wäre, daß eine Frau wie Frau von Savigny ihn einst lieben könnte, sein Herz würde von Freude übergeflossen sein; er würde dem Himmel gedankt und die Frau angebetet haben, die ein solches Glück gewähren konnte, denn er halte noch seine ganze jugendliche Seele.

      Aber Heinrich warf so viel Eis in diese Flammen, daß er ihn die ganze Gefahr dieser unschuldigen Eindrücke kennen lehrte; er bewies ihm, daß wir nicht eine Tugend haben, die nicht bei unseren Freunden einen Fehler hervorruft. Die Hingebung, sagte er ihm, erzeugt Tyrannei; die Leidenschaft stößt die Neigung ein, dieselbe zu mißbrauchen z mit den Frauen zum Beispiel, fügte er hinzu, ist es so: um sicher zu sein, daß wir nie von ihnen betrogen werden, müssen wir sie betrügen. ^ Und er bewies ihm deutlich, daß zu großer Eifer den Wunsch eines noch ungewissen Erfolges beweist, während eine leichte Schattierung von Geringschätzung einen schon errungenen Erfolg anzeigt.

      Er redete von Frau von Savigny, von der der junge Offizier nicht reden wollte, vielleicht aus Instinct, der ihn bewog, den boshaften Leichtsinn seines Freundes nicht aufzuregen, wie man etwas Verletzendes vermeidet; aber Heinrich sprach dennoch, und berührte alle Stellen, wo er Achtung, Begeisterung, Bewunderung, Zärtlichkeit zerstören wollte. Wie viel solche engherzige, neidische Menschen gibt es nicht, die daran arbeiten, in den Seelen Anderer Alles zu vertilgen, was die ihrige nicht fassen kann, und die, wie jener Tyrann, der ihr Vorbild ist, sich bestreben, Alles zu besiegen, was sich über ihren Gesichtskreis erhebt?

      Frau von Savigny hatte, sagte er, aus Eigennutz einen alten, reichen Mann geheirathet, den sie nicht liebte. Frau von Savigny war eine Coquette und trachtete unaufhörlich nach Huldigungen, die ihrer Eitelkeit Bedürfniß waren; ihr Ruf als tugendhafte Frau beruhte auf Heuchelei und Gewandtheit; ihr Witz war Bosheit, und wahrscheinlich war Yves ein Opfer, von ihr auserkoren, ihren Reizen, denen vier in der Welt verlebte Jahre schon viel von ihrer Macht und ihren Blendwerken geraubt halten, neuen Glanz zu verleihen.

      Der junge Herzog, welcher nicht errieth, daß das einzige Unrecht der Frau von Savigny vielleicht die Schärfe ihres Geistes war, die Niemand gestattete, neben ihr ungestraft ein Narr zu sein, theilte schon die Ansichten seines Freundes und faßte Rachepläne. Nicht blos mehr um der Liebe willen wünschte er zu gefallen.

      Als sie aus dem Wäldchen zurückkehrte, hielt Yves sein Pferd an, um einem alten Schulkameraden die Hand zu reichen, einem armen, aber sehr fleißigen und wackeren jungen Manne, den er sehr liebte und schätzte; aber Heinrich erschöpfte sich in Bemerkungen, deren eine noch spitzfindiger und feiner als die andere war, um ihm begreiflich zumachen, daß, wenn er jedem rechtschaffenen, aber armen und schlecht gekleideten Bekannten, der ihm zufällig begegne, die Hand reichen wolle, Man bald das Allerschlimmste von ihm sagen werde, nämlich, daß er ein Mann sei, der schlechten Umgang habe.

      Es waren noch nicht acht Tage, daß Yves von Mauléon einfach, gut, natürlich und wahr die Militairschule verlassen hatte und schon war er geziert, albern und unverschämt. Man sieht, daß er entschlossen war, keine Zeit zu verlieren; wenn er immer mit gleicher Schnelligkeit auf diesem Wege fortging, konnte er weit kommen.

      In dieser Geistesverfassung hatte ihn der fünfundzwanzigste Juli 1830 gefunden; mit diesen Gedanken seines jungen Kopfes machte er sich auf den Weg zu dem Minister, der ihm eine Audienz gewährt hatte.

      In dem Augenblicke, wo Yves von Mauléon in dem Vorzimmer eintrat, erblickte er einen alten Mann, dessen Stellung leidende Ergebung ausdrückte, СКАЧАТЬ