Baas Gansendonck. Hendrik Conscience
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Название: Baas Gansendonck

Автор: Hendrik Conscience

Издательство: Public Domain

Жанр: Зарубежная классика

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СКАЧАТЬ von ihnen schien den Baas zum heiligen Sebastian genau zu kennen. Er erzählte seinen Gefährten, von welchem sonderbarem Hochmuthsteufel der Mann besessen sei, und sprach dann mit großem Lobe von dessen Tochter Lieschen.

      »Kommt, kommt!« – rief er endlich – »Wir sind müde, laßt uns nun etwas lustig sein! Folgt mir; wir gehen mit dem Baas nach dem heiligen Sebastian und leeren eine Flasche. Aber redet sehr ehrfurchtsvoll mit ihm und macht viele Complimente. Je närrischer, desto besser!«

      Nachdem er dies gesagt, sprang er mit feinen Begleitern über den trocknen Graben und lief auf den Baas zu, sich tief verbeugend und ihn außerordentlich höflich grüßend.

      Peer Gansendonck nahm seine Pelzmütze in beide Hände und bemühte sich nachzuahmen, was ihm der junge Herr vorgemacht hatte. Die beiden anderen Jäger nahmen jedoch an diesen Complimenten keinen Theil, sondern verbargen sich hinter dem Rücken des Knechtes, und thaten sich die größte Gewalt an, um nicht in lautes Gelächter auszubrechen.

      »Nun, Herr Adolph, mein Freund!« – sagte der Baas – »wie geht es Ihrem Papa? Noch immer dick und fett? Er besucht uns nicht mehr, seit er in der Stadt wohnt. Aber, aus den Augen, aus dem Sinn, sagt das Sprichwort.«

      Adolph faßte einen seiner lachenden Freunde bei der Hand und zog ihn mit Gewalt zu dem Baas.

      »Herr von Gansendonck!« – sprach er ernsthaft – »ich habe die Ehre, Ihnen den jungen Herrn Baron Victor von Bruinkasteel vorzustellen; aber Sie müssen sein Uebel entschuldigen; es ist ein Nervenleiden, das ihm von den Krämpfen geblieben ist; er kann Niemanden sehen, ohne in ein Lachen auszubrechen.«

      Victor konnte sich nicht länger halten; er warf den Kopf hinten über, trampelte mit den Füßen, und wurde blitzblau vor Lachen.

      »Ihr verderbt das Spiel!« – raunte Adolph ihm in das Ohr – »Lasst es sein, oder er merkt es!«

      »Ganz nach Ihrem Belieben, mein Herr von Bruinkasteel!« – sprach der Baas – »Lachen macht keine Hühneraugen.«

      Seinen Freund von Neuem bei der Hand fassend, wiederholte Adolph die Vorstellung.

      »Herr von Bruinkasteel hat die Ehre, mich nicht zu kennen,« – sprach der Baas mit einer Verbeugung.

      »In der That!« – antwortete Victor – »ich habe die Ehre, Euch unbekannt zu sein.«

      »Die Ehre ist nicht groß, gnädiger Herr!« – sagte der Baas, sich verneigend. – »Der Herr wollen gewiß mit unserm Freund Adolph die Jagdsaison auf dem Gütchen zubringen?«

      »Aufzuwarten, Herr von Gansendonck!«

      »Sein Herr Vater hat uns den Jagdhof abgekauft,« – sagte Adolph. – »Herr von Bruinkasteel wird jährlich im Winter Ihr Nachbar sein und wahrscheinlich Sie oft besuchen, Herr von Gansendonck.«

      »Aber, Adolph, mein Freund, warum bleibt der andere junge Herr dort hinter Kobe stehen? Fürchtet er sich vor mir?«

      »Er schämt sich, Herr von Gansendonck! Was kann man dazu thun? Die pure Jugend! Aber Herr von Gansendonck besitzen eine freie Jagd, sehe ich Sie sind also Jäger?«

      »Ich bin ein großer Liebhaber, nicht wahr, Kobe?«

      »Ja Baas, von Hasen! Ich auch . . . Wenn sie ihn nur nicht anbrennen lassen!« – setzte er leise hinzu.

      »Was murmelst Du da!« – rief der Baas zornig, um den Herren zu zeigen, daß er ein gutes Regiment führe. – »Was murmelst Du da, Du unverschämter Lump!«

      »Ich frage, ob Ihr nicht meint, daß es Zeit sei, nach Hause zu gehen, Baas, und ich sagte so zu mir selbst: Fischen und Jagen macht hungrigen Magen.«

      – »Wenn ein Ferkel träumt, so träumt's von Trebern. Du sollst schweigen.«

      – »Ja, Baas; schweigen und denken thut Niemanden kränken.«

      – »Kein Wort mehr, sage ich Dir!«

      – »Nein, Baas.«

      – »Die Herren erzeigen mir wohl die Ehre in meinem Hause ein Glas Morgenwein mit mir zu trinken?« – fragte Peer Gansendonck.

      – »Es war unsere Absicht, mein Herr, Sie darum zu ersuchen.

      –– »Wohl, da kommen Sie nur; Sie werden von dem Weinchen erzählen können. Nicht wahr, Kobe, Du hast ihn schon einmal in Deinem Leben gekostet? Wenn Sie sich nicht die Finger nachher ablecken, meine Herren, so sagen Sie daß ich ein Bauer bin.«

      – »Das ist wahr, Baas!« – antwortete der Knecht.

      Der Baas schritt gravitätisch auf seinem Wege fort, und plauderte freundlich mit Adolph, dessen zwei Gefährten etwas zurück blieben um ihrer Lust freien Lauf zu lassen. Kobe sah Allen mit seltsamen Blicken nach und würde auch wohl gelacht haben, hätte ihm nicht der Hasenpfeffer so sehr im Kopfe gesteckt, daß er fast einen Magenkrampf davon bekam.

      Langsam begab sich die Gesellschaft nach dem heiligen Sebastian.

      IV.

      Bringe den Wolf niemals in deinen Schaafstall

      Es war ein prachtvoller Morgen. Die Sonne erschien am Horizonte in einer Gluth von brennendem Golde aus der glänzende Strahlenbüschel über den ganzen Himmel schossen. Ihr funkelndes Licht bohrte sich spielend durch die Fensterscheiben des Heiligen Sebastian und fiel dort, wie ein rosenfarbiger Glanz auf die Stirn einer Jungfrau.

      Lisa Gansendonck saß am Fenster vor einem Tisch. – Sie träumte – denn ihre langen schwarzen Wimpern hingen über ihre Augen hinab, und ein stilles Lächeln spielte um ihren Mund, während dann und wann ein rothes Wölkchen auf ihren bleichen Wangen, eine eigenthümlich Rührung ihres Herzens beurkundete . . . Gleich darauf, aber richtete sie sich plötzlich empor auf ihrem Stuhl; ihre Augen schienen heller zu leuchten und sie lachte deutlicher, als ob ein Gefühl von Glück sich ihrer bemächtigt habe.

      Sie ergriff eine französische Zeitung aus Antwerpen, die offen vor ihr lag und, nachdem sie einige Zeilen gelesen hatte, verfiel sie wieder in ihr früheres stilles Sinnen.

      Wie reizend saß sie da, einem lieblichen Traume gleich, umgeben von der tiefsten Stille und beleuchtet von dem wärmsten Strahl der Morgensonne! Bleich und zart, jung und lieblich wie eine halb geschlossene weiße Rose, deren Kelch sich erst am nächsten Tage ganz öffnen wird.

      Klänge, so zarte und zitternd, wie der sterbende Seufzerhauch eines fernen Saitenspiels entglitten ihren Lippen. Tiefathmend sagte sie:

      – »O, in der Stadt muß man glücklich sein! Ein solcher Ball! Alle die reichen Toiletten, Diamanten, Blumen im Haar, Kleider so kostbar, daß man ein halbes Dorf dafür kaufen könnte; Alles strahlend von Gold und Licht! Und zu die Artigkeit, die schöne Sprache. Ach, könnte ich das nur einmal sehen u wäre es auch nur durch ein Fenster!«

      Nach langem Sinnen schien der bezaubernde Gedanke von einem Ball in der Stadt sie endlich zu verlassen. Sie fand von dem Tische auf, und trat vor einen Spiegel, in welchem sie sich aufmerksam betrachtete, hier und dort eine Falte im Kleide ordnend, oder ihr schönes schwarzes Haar glatt streichend, damit es noch mehr ergänze.

      Uebrigens war sie sehr einfach gekleidet, und man СКАЧАТЬ