Vier Frauen allein in Istanbul. Kalika Häring
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Название: Vier Frauen allein in Istanbul

Автор: Kalika Häring

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9783844255751

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СКАЧАТЬ Jacken, Taschen, Kissen, Schals, Brillen, Skulpturen und Plastikmoscheen. Wer hier nichts findet, dem ist nicht zu helfen. Die freundlichen Verkäufer helfen gern, teilen uns und beraten getrennt, damit wir das wunderbare türkische Handwerk und die günstigen, aber absolut echten Markenprodukte zu würdigen lernen. Zwei von uns sind absolut beratungsresistent, die anderen Beiden kaufsüchtig. Und eine Sonnenbrille braucht man bei der unerwarteten Intensität der Istanbuler Sonne. Ein warmer Wollumhang für den Abend kann auch nicht schaden. Wir haben Oktober! Und günstig sind die Sachen in der Tat. Fünf Türkische Lire für die Brille und zehn für den gewebten Umhang aus garantiert echter Schafwolle aus dem Taurus-Gebirge mit garantiert alten überlieferten Mustern darauf. Nein, da kann man nicht zögern. Die Sachen müssen mit!

      Nach erfolgreichen Geschäften verlassen wir unter den ständigen Verbeugungen unserer beiden netten Berater den Laden und betreten den großen Moscheengarten durch das steinerne Tor in der umlaufenden Mauer. Es ist eine schöne Atmosphäre in diesem Garten. Voller Menschen, aber dennoch ruhig. Man kann durch einen weiteren Tordurchgang schon in den Innenhof der Moschee blicken. Aber wir gehen erst einmal am Gebäude entlang bis zum Leichenwaschplatz am Ende des Gartens. Der besteht aus zwei Marmorliegen für die Leichen und einem kleinen Marmorblock zum Abstellen des Sarges. Gleich dahinter befindet sich die Mauer, durch die hindurch man ein wenig vom Meer sehen kann. Von hier aus betreten wir das Innere der Moschee. Natürlich müssen wir uns die Schuhe ausziehen und in einer Plastiktüte mitnehmen. Frauen, die nicht allzu viel anhaben, bekommen auch Tücher für den Kopf. Aber so ganz ernst wird das doch nicht genommen. Die meisten gehen in die Moschee, wie sie gerade sind. Wir auch. Und dann sehen wir auch, warum die Sultanahmet Moschee „blaue Moschee“ heißt: Sie ist über und über mit türkisfarbenen bemalten Kacheln gefliest. Von oben fällt soeben das Sonnenlicht durch die vielen Fenster und lässt die Fliesen wunderschön leuchten.

      Der Innenraum ist riesig groß und wirkt durch das Licht auf den Fliesen ein bisschen wie ein Aquarium. Die Moschee ist tatsächlich blau - oder eher türkis-blau. Sie ist voller Menschen, die überall stehen, gehen, schauen und reden. Von der flüsternden Atmosphäre in einer katholischen Kirche ist das hier ganz weit entfernt. Reisegruppen werden in verschiedenen Sprachen über Geschichte und Bauweise informiert, Kameras klicken, Malfrauen diskutieren über Licht und Farben und einige wenige Männer in Strümpfen knien auf dem Teppich und beten. Wir interessieren uns natürlich speziell für die Kacheln mit ihren schönen Mustern. Viele Tulpen kommen vor und Girlanden aller Art. Und die Türen sind schön! Große Holztüren mit Perlmutteinlagen. Leider fehlen schon recht viele Perlmuttstückchen, besonders dort, wo man gerade mit dem ausgestreckten Arm noch hinreicht. Wir schlendern langsam durch die Moschee und lassen sie auf uns wirken.

      Elegant wirkt sie. Quadratisch und rund zugleich. Erhaben und großartig. Und lichtdurchflutet. „Die Quadaratur des Kreises, hier haben wir sie“, erklärt uns Bärbel, schon von Berufs wegen anerkannte Fachfrau für Bauen und Konstruktion. Ich kann beisteuern, ich habe mal bei einer Führung gehört, dass die großen runden Leuchter, in denen heute elektrische Lampen brennen, früher mit Öllampen bestückt waren.

      Damit die Moschee nicht im Laufe der Zeit schwarz wird, hat der Architekt in die Mauern schmale Schlitze eingebaut und die Luftströme so berechnet, dass der gesamte Qualm der Öllämpchen aus diesen Schlitzen ausgetreten ist. Der Ruß, der sich dort gesammelt hat, wurde für die Herstellung von Tinte verwendet.

      Wie wir beim Verlassen des Gebäudes feststellen, steht die Moschee -anders als der Obelisk auf dem tief liegenden Hippodrom - auf Straßenniveau. Das bedeutet, sie muss somit später als das Hippodrom gebaut worden sein. Schauen wir mal, was dazu im Reiseführer steht:

      „...1609 wurde sie von Sultan Ahmet I in Auftrag gegeben und bis 1616 von Mehmet Aga gebaut. Der wiederum ist ein Schüler des berühmten Architekten Sinan gewesen.“ Haben wir doch genau richtig erkannt!

      Nach dem Besuch der Moschee verlassen wir sie durch einen anderen Ausgang und sind auch prompt dort, wo wir nicht hin wollten. Wir wollten doch noch den schönen Innenhof sehen. Aber langes Herumsuchen ist jetzt auch nicht unser Ding und so schlendern wir langsam durch den Park Richtung Ausgang. Vor dem Haupteingang der Moschee stehen schön in Reih und Glied Unmengen von Holzbänken, auf denen man entspannt sitzen und den Blick auf das gesamte Gebäude genießen kann. Außerdem gibt es einen rollenden Imbissstand mit gegrilltem und gekochtem Mais. Den haben wir uns jetzt als Stärkung verdient. Da sitzen wir nun an unserem ersten Istanbul-Tag unter dem blauen Himmel in der Wärme und lassen die Moschee, den Springbrunnen und die vielen Menschen auf uns wirken. Und natürlich: die vielen Katzen, die in der Sonne auf den Bänken schlafen. Und wie gut, dass wir noch rechtzeitig die Sonnenbrille erstanden hatten...

      Die nächste berühmte Moschee, die Hagia Sophia oder Ayasofia, die alte rote Moschee, ist gleich nebenan. Wo wir schon mal hier sind, können wir die eigentlich auch noch mitnehmen. Wir schlendern langsam durch die Blumenanlagen zwischen Sultanahmet und Hagia Sophia und bewundern die kitschigen steinernen Blumenmädchen, die Steinkörbe halten, in denen Blumen wachsen. Leider ist das berühmte Bauwerk heute geschlossen. Also spazieren wir weiter links an der Hagia Sophia vorbei die Straße hoch, die zum Topkape Palast hinaufführt. Es ist eine richtig schöne, relativ ruhige Straße mit grauem Straßenpflaster, in das weiße Muster eingelassen sind. Am Straßenrand sitzt ein älterer Herr mit einem verzierten Messing-Werkzeugkoffer, der allerlei Utensilien enthält, und putzt Schuhe. Vielleicht werden wir zu einer anderen Zeit seine Dienste in Anspruch nehmen, aber so schmutzig sind wir jetzt noch nicht.

      Außer dem Schuhputzer gibt es mehrere kleine Geschäfte mit Decken, Taschen, Schals und ähnlichen Dingen. Auch an einer Schmuckwerkstatt kommen wir vorbei und fühlen uns von den Ausstellungsstücken in den Fenstern angezogen. In diesem Laden gibt es keinen Klimbim, sondern Schmuck. Ringe im osmanischen Stil aus Silber, geformt wie Turbane mit eingelassenen bunten Steinchen. Und Ringe aus einem rosa Stein, der irgendwo aus den Bergen kommt, wie der Ladenbesitzer uns erklärt. Die Werkstatt ist hinten im Laden und natürlich dürfen wir einen Blick hineinwerfen. Ich entscheide mich schließlich, sowohl einen hellrosa Ring aus dem berühmten Stein, dessen Namen ich nicht behalten habe, als auch einen Ring nach osmanischem Vorbild zu erstehen. Bärbel kauft einen Ring mit einer Schildkröte. Wir sind schließlich nicht nur zum Schauen, sondern auch zum Kaufen in diese Stadt gekommen.

      Ein Stück weiter die Straße hoch gelangen wir zu einem hübschen Cafe,

      wo wir Tee = Cay trinken, Lemon Cake essen, unsere Beute begutachten, einem Gitarre-Spieler zuhören, die orientalischen Gerüche auf uns einwirken lassen wie auch das ewige Hupen der Autos und das gelegentliche Quietschen der Straßenbahn, das durch die rauschenden Blätter abgemildert zu uns dringt. Aach, so haben wir uns eine entspannte Reise vorgesellt. Schauen, riechen, hören, kaufen, Tee trinken – einfach Istanbul genießen!

      Vom Cafe aus schlendern wir an der Straßenbahntrasse entlang, die, wie unser Reiseführer uns verrät, genau dort verläuft, wo in alten Zeiten die Prachtstraße durch Konstantinopel führte. Und damals wie heute gibt es hier alles, was das Touristenherz in einem orientalisch geprägten Land erwartet: Schöne Teppiche, schöne bemalte Schüsseln, schöne Lampen aus Glas, schöne gewebte Decken, schöne Kuchen....

      Bei einem Straßenverkäufer erstehen wir ein leckeres Börek und lassen uns in einer Seitenstraße vor einem kleinen Restaurant auf ein leckeres Bier nieder. Efes gibt es, was sonst. Das bekannteste türkische Bier und seeehr empfehlenswert. So gestärkt laufen am späten Nachmittag den ganzen langen Weg bis zum Hotel zu Fuß wieder zurück. Nur wenige Meter vor dem Hotel sind mehrere Restaurants, deren Besitzer uns draußen schon mit großen Speisekarten in der Hand erwarten und uns zeigen, was sie alles Leckeres anzubieten haben. Auf verlockenden Bildern sind Gerichte abgebildet wie Corba = Suppe, Fisch, Überbackenes und Gemüse-Moussaka. Wir entscheiden uns schließlich für ein Restaurant mit dem Namen „Sultan“, vor dem wir in Blickweite des Hotels draußen unter Platanen sitzen können. Man kann auch mal eben schnell zur Hoteltoilette laufen, was nach einem Blick in die Restaurant“toilette“ ein wichtiges Entscheidungskriterium СКАЧАТЬ