Das Vermächtnis aus der Vergangenheit. Sabine von der Wellen
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СКАЧАТЬ dauert einige Zeit, bis er antwortet. Vielleicht überlegt er, was er sagen soll. Welche Ausrede er benutzen soll.

      „Nein, das war ein wohl überlegter Plan. Nicht leicht umzusetzen, wenn man nicht weiß, wo ihr steckt und man den Dickkopf meiner Schwester überlisten muss“, meint er dann aber zu meiner Überraschung völlig ruhig.

      Mir fällt die Kinnlade runter. Mit so viel Ehrlichkeit hatte ich nicht gerechnet. Psychoscheiß?

      Ich bin sprachlos und Erik lächelt überheblich. Dabei streicht er schnell eine Locke aus seinem Gesicht.

      Wir gehen weiter nebeneinander her. Dabei sehe ich mich schnell um und bin mir sicher, dass er mit mir auch den richtigen Weg nimmt. Ich erkenne die Straße, die zum Bahnhof führt, wieder. Das beruhigt mich ungemein und ich sehe den jungen Mann neben mir mit anderen Augen an. Zumindest ist er nicht nur entwaffnend ehrlich, sondern hält auch sein Versprechen. Alles nichts, was ich erwartet hatte.

      Sein Blick trifft meinen. Seine Locken liegen heute ungebändigt um seinen Kopf und eine fällt ihm erneut ins Gesicht. Er sieht gut aus, so braungebrannt und heute mal mit etwas freundlichem Gesichtsausdruck.

      Ich sehe schnell vor mir auf den Gehweg.

      „Musst du sofort fahren oder kann ich dich noch auf etwas einladen?“, fragt er mit einem seltsamen Unterton in der Stimme, als wisse er nicht, ob er das wirklich tun will.

      Als wir um die nächste Ecke biegen, sehe ich vor mir den Bahnhof an der nächsten Kreuzung auftauchen.

      „Ich muss nicht unbedingt den nächsten Zug nehmen. Erst den um zehn“, antworte ich zurückhaltend, weil ich mir auch nicht sicher bin, ob ich das wirklich sagen soll. Ich bin etwas überrascht über uns.

      „Gut!“, sagt Erik und wirkt auch überrascht. Mit einem verhaltenen Lächeln in den Mundwinkeln nimmt er meinen Arm und zieht mich auf die andere Straßenseite, ohne auf den Verkehr zu achten. „Ich kenne ein nettes Cafe hier am Bahnhof.“

      Tatsächlich gehen wir in ein Cafe, direkt mit Blick auf das große Bahnhofsgebäude, was mich beruhigt. So kann eigentlich nichts passieren. Ich kann mich zumindest nicht verlaufen und den Zug verpassen.

      Wir setzen uns an einen kleinen Tisch am Fenster. Zu meiner Überraschung stellt Erik meine Tasche ab und rückt mir den Stuhl zurecht, bevor ich mich setze.

      „Danke!“, sage ich etwas verlegen.

      „Bitte!“, sagt er und setzt sich mir gegenüber. „Was darf ich dir bestellen? Die bieten hier auch Essen an? Oder was du möchtest“, sagt er und sieht mich mit einem Blick an, der fast schon nett wirkt.

      Ich bin wieder etwas verwirrt und schüttele den Kopf. „Bitte nichts zu essen. Ein Cappuccino wäre gut!“

      Erik bestellt bei einer superschlanken, dunkelhaarigen Kellnerin zwei Cappuccino und grinst mich plötzlich an. „Wenn Ellen uns sehen würde, dann wäre ich bestimmt ein toter Bruder.“ Er lacht leise und mir wird klar, dass er auch freundlich wirken kann.

      „Ach Quatsch! Sie fand es total nett von dir, dass du dich bei ihr entschuldigt hast“, sage ich und sehe an seinem überraschten Blick, dass er sich das nicht denken kann.

      „Doch wirklich! Sie fand das echt nett von dir. Aber bitte mach das auch nicht wieder“, bitte ich ihn und schenke ihm ein Lächeln.

      Erik sieht mich verwirrt an und sein Blick wird hart. Dieser schnelle Stimmungswechsel verunsichert mich.

      „Was soll ich nicht mehr machen?“, braust er auf.

      Oh Mann! Warum kann ich meine Klappe eigentlich nicht halten?

      Die Kellnerin bringt unsere Cappuccinos und lächelt uns freundlich an.

      „Danke!“, sage ich und lächele zurück. Warum bin ich eigentlich immer die, die nett zu Kellnerinnen ist, statt meine Tischgenossen. Ich muss an Marcel denken, der an dem schrecklichen Sonntag auch nicht nett zu der Bedienung in der Eisdiele gewesen war. Was werde ich froh sein, wenn er mich heute Abend in seine Arme schließt und ich all dem hier entkommen bin.

      „Ellen verletzen, wenn dir etwas nicht passt. Und schon gar nicht wegen mir“, sage ich leise und sehe Erik nicht an.

      Der reißt mit einem mürrischen Gesichtsausdruck seine Zuckertüte auf und der Zucker verteilt sich über den ganzen Tisch.

      Ich reiche ihm meine und er sieht mich aufgebracht an.

      „Naja! Auf dem Tisch nützt er dir nichts“, erkläre ich leise.

      Wird er jetzt richtig wütend? Ich wage kaum, ihm ins Gesicht zu sehen. Als ich es doch mache, bin ich überrascht. Diesmal kann er sich ein Lächeln nicht verkneifen, obwohl seine Augen noch ernst bleiben.

      „Danke! Du machst mich echt fertig. Noch nie hat jemand so etwas zu mir gesagt. Nicht mal Ellen! Und die traut sich schon viel zu viel.“

      Oweh! Also traue ich mich auch zu viel?

      Ich versuche von dem Thema abzulenken. Doch ich brauche einige Momente, um ein anderes zu finden.

      „Am Samstag … wie hieß das Lied auf deiner Party noch mal?“, versuche ich seine Aufmerksamkeit auf etwas Unverfängliches zu lenken, aus dem Wunsch heraus, den Abend ungeschoren zu überleben.

      Er weiß sofort, was ich meine und antwortet: „Blueneck mit Lilitu.“ Sein Blick verliert alle Härte und das Braun seiner Augen verdunkelt sich um eine winzige Nuance. Um seinen Mund tritt ein weicher Zug. „Ich habe noch nie jemanden gesehen, der im Nullkommanix so auf ein Lied und ein Video abfährt. So viele Drogen kann ich gar nicht einwerfen, dass mir das mal passiert“, raunt er, sich bei dem letzten Satz über den Tisch beugend, damit nur ich ihn höre.

      „Hm, Blueneck. Okay. Kann ich mir merken. Und wegen der Drogen …, das war echt nicht fair. Du hättest mich wenigstens aufklären können“, flüstere ich, mich auch vorbeugend.

      „Aufklären? Über was?“, fragt er süffisant und grinst.

      „Das ich da gerade Plätzchen mit Hasch esse“, flüstere ich wieder, mich kurz vergewissernd, dass uns keiner zuhört.

      „Konnte ich ahnen, dass du dich da sofort draufstürzt?“, fragt er übertrieben betroffen.

      Ich sehe ihn über den Tisch hinweg mit einem besserwisserischen Schmunzeln an, dass ihm klar zeigen soll, dass ich Bescheid über seine angebliche Unwissenheit weiß.

      Er grinst. „Okay, ich habe das in Kauf genommen … vielleicht habe ich das auch gehofft … und auch ein wenig herausgefordert.“

      Ich sehe ihn groß an. „Also eins muss ich dir ja lassen, du kannst entwaffnend ehrlich sein.“ Ich muss lachen und meine Nervosität ebbt etwas ab.

      Er wird sofort ernst. „Eigentlich nicht meine Masche. Schon gar nicht bei Frauen.“

      Es wird Zeit, erneut das Thema zu wechseln. Schnell überlege ich, worüber wir sonst sprechen können, was ihn nicht aufbrausen lässt.

      „Ich habe gehört, du hast Psychologie studiert? Interessiert dich, wie der Mensch so tickt oder warum?“

      „Das СКАЧАТЬ