Das Vermächtnis aus der Vergangenheit. Sabine von der Wellen
Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Das Vermächtnis aus der Vergangenheit - Sabine von der Wellen страница 22

СКАЧАТЬ Tag nicht bleiben und Ellen wartet mit mir an der Bushaltestelle.

      „Soso! Da hat es dich wieder ganz schön erwischt“, sagt sie und grinst schief, als ich ihr von Marcel und mir erzähle.

      „Das stimmt! Wir können einfach nicht ohne einander. Dass haben uns die zwei Wochen gezeigt. Marcel hat mir sogar das mit Tim verziehen. Das ist schon der Hammer. Ich denke, wir werden nun wirklich für immer zusammenbleiben.“

      Ich hatte Ellen schon in der ersten Pause von meinem Schwangerschaftstest erzählt und sie war entsetzt gewesen.

      „Mann, wenn du jetzt auch noch schwanger gewesen wärst, dann hätte Erik auch noch eine Schwangere mit Drogen versorgt. Nicht auszudenken!“

      Sie hatte mich einige Zeit nachdenklich angesehen, bevor sie sagte: „Der ist komisch. Er ist nett. Was hast du mit dem gemacht?“

      „Nichts!“, hatte ich ihr nur geantwortet.

      Nun fragt sie, mich mit ihren braunen Augen musternd: „Und wann seht ihr euch wieder … du und dein Marcel?“

      Ich erkläre ihr, dass er in dieser Woche Spätschicht hat und mein Vater ziemlich gegen unsere neu auferstandene Beziehung ist und daher Stress macht. „Deswegen fahre ich heute mal brav nach Hause. Aber morgen bleibe ich wieder bei ihm, … und das Wochenende werde ich auch mit ihm verbringen. Wir haben so viel nachzuholen.“

      Ellen nickt. „Dann muss ich das Wochenende ohne dich auskommen?“

      Sie klingt etwas traurig und ich lege meinen Arm um ihre Schulter. „Ich fürchte schon. Das wird das erste Mal sein, dass wir völlig ungestört zusammen sein können. Ich freue mich da schon total drauf. Aber für das Wochenende danach ist noch alles offen“, versuche ich sie zu vertrösten.

      „Das passt schon. Dann werden Daniel und ich mal wieder einen Kinoabend machen, … wenn Erik ihn lässt.“

      Ich sehe sie verwirrt an. „Wieso sollte er nicht?“

      „Daniel ist Eriks bester Freund. Die beiden sind immer zusammen oder zumindest immer, wenn Daniel nicht mit mir zusammen ist“, erklärt sie.

      „Oh, ich verstehe. Ich finde, ihr passt gut zusammen.“

      „Ja, das finde ich auch. Aber Erik wollte das erst nicht. Der hat am Anfang einen ganz schönen Aufstand gemacht. Aber mittlerweile …“ Sie grinst.

      „Was macht dein Bruder eigentlich?“, frage ich neugierig.

      „Ach der!“, knurrt sie herablassend. „Erst hat er einige Semester Psychologie studiert und ist dann in die Wirtschaftslehre umgestiegen. Das wollte mein Vater so, weil er mal in dessen Fußstapfen treten soll.“

      „Will er das denn?“ Irgendwie kann ich mir das nicht vorstellen. Erik wirkt nicht wie ein Geschäftsmann.

      „Nicht wirklich. Aber Papa dreht ihm sonst den Geldhahn zu.“

      Ich nicke verstehend.

      Als mein Bus kommt, verabschieden wir uns und ich steige ein. Mich in einen freien Sitz werfend, freue ich mich tatsächlich drauf, erneut in mein behütetes Zuhause zu fahren, wo mein Zimmer auf mich wartet und die ruhige Abgeschiedenheit der ländlichen Welt. Ich vermisse manchmal das viele Grün der Felder und Wälder und die besondere Luft. Außerdem möchte ich mich etwas von allem erholen. Ich möchte einen ruhigen Nachmittag verbringen, in Ruhe meine Hausaufgaben machen und am Abend meine Eltern beruhigen, damit sie mich auch weiterhin mein Leben allein meistern lassen.

      Am Abend warte ich darauf, dass Marcel mit seiner Arbeit fertig ist und mich endlich anrufen kann. Nach einem längeren Gespräch mit meinen Eltern, in dem Papa erst noch meinte herumtoben zu müssen, brauche ich Marcels Stimme und Zuwendung.

      Das Gespräch mit meinen Eltern war anders verlaufen als von mir gewünscht. Letztendlich hatte ich ihnen mitgeteilt, dass sie sich aussuchen können - entweder ich breche die Schule ab und verschwinde ganz nach Osnabrück und lebe da von Luft und Liebe oder ich mache brav die Schule weiter und verbringe meine Zeit mit Marcel, was heißt, ich komme auch ab und an bei ihnen vorbei. Etwas anderes gibt es für mich nicht mehr und meine Eltern hatten entsetzt eingelenkt. Wohl auch, weil sie mittags bei Julian gewesen waren, der erneut völlig fertig und weinend meinte, er hält das nicht länger in dieser Klinik aus.

      „Hoffentlich bekommt er nur eine Bewährungsstrafe und muss nicht ins Gefängnis. Daran zerbricht der arme Junge. Das dürfen sie einfach nicht tun!“, hatte meine Mutter gejammert.

      Zum ersten Mal, vielleicht weil ich mit Marcel glücklich bin und Ellen und Erik zusammen erlebe, möchte ich ihm auch eine Chance geben. Ich will wieder meinen alten Bruder zurückhaben. Dass Tim für ihn in unerreichbarer Entfernung ist, lässt mich hoffen, dass wir nach seiner Verhandlung in sechs Wochen einen Versuch starten können. Zumindest Tim wäre vor ihm sicher.

      Ich hatte meiner Mutter daraufhin gesagt, dass ich das nächste Mal mit zu ihm fahre.

      Das hatte viele Wogen unseres vorherigen Gespräches geglättet und ich hatte ihnen außerdem versprochen, dass ich ihnen immer schreibe oder sie anrufe, wenn ich bei Marcel bleibe.

      „Bitte auch, wenn du bei Ellen bist“, hatte meine Mutter weinerlich gebeten.

      „Natürlich!“, hatte ich geantwortet. Aber ich bin mir sicher, dass das so schnell nicht wieder vorkommen wird. Zu einem wegen Erik und zum anderen, weil Marcel das bestimmt nicht mehr zulässt und ich das somit auch nicht möchte.

      Als endlich mein Handy klingelt, gehe ich sofort ran. Schon den grünen Hörerknopf drückend, fällt mir ein, dass es noch vor zehn ist und eigentlich noch etwas zu früh für Marcels Anruf. Aber mein Kopf und meine Zunge sind in diesem Moment nicht kompatibel und ich rufe ein freudiges: „Hallo Schatz!“, in mein Handy, weil die Sehnsucht zu Marcel mich überwältigt. Aber ich bin nicht mal übermäßig überrascht, als ich nicht Marcels Stimme höre, weil meinem Kopf das schon klar war.

      „Was für eine Begrüßung! Da könnte ich mich dran gewöhnen“, brummt eine dunkle Stimme ins Telefon.

      Verdammt!

      „Ach Erik, du bist das“, blaffe ich übertrieben enttäuscht. Was will der denn schon wieder?

      „Ja, Schatz. Ich bin´s“, brummt er verstimmt. „Wer ist Schatz?“, fragt er hinterher.

      Mann, ist der Typ neugierig. Unglaublich!

      „Mein Freund“, drücke ich ihm rein.

      „Du hast keinen, hast du am Samstag gesagt.“

      „Das war Samstag. Sonntag war das dann nicht mehr so“, säusele ich süßlich. „Dank dir und deiner Drogenaktion. Mein Exfreund meinte daraufhin, dass es besser ist, nicht mehr mein Exfreund zu sein, damit ich bei euch nicht unter die Räder komme.“

      Einige Zeit ist es still in der Leitung.

      „Erik, bist du noch dran? Sonst lege ich jetzt auf, wenn du nichts weiter willst, damit mein Schatz mich auch erreichen kann.“

      Ich bin böse! Tim hat recht. Und es fühlt sich hier und heute und in meinem Zuhause, weit weg von allem, gut an. Aus irgendeinem Grund drängt mich etwas dazu, Erik herauszufordern.

      „Nein, СКАЧАТЬ