Название: Hotel Amerika
Автор: Maria Leitner
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
isbn: 9783754175675
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Sie schnalzt mit der Zunge, bewegt rhythmisch ihre schmalen Hüften. Auf dem verzerrten Gesicht des Aufzugführers erscheint ein
leichtes Lächeln.
„Siehst du, du kannst schon lachen, nun wird noch alles gut mit dir. Verlass dich darauf, wir werden schon das Maul öffnen und unsere Meinung sagen, ohne dir zu schaden." Mit wiegenden Schritten verlässt sie ihn. Diese Neger, die in dunklen, schmutzigen Straßen zusammengepfercht in einem Stadtteil leben, den kein Weißer bewohnen möchte, sind die einzigen, die den amerikanischen Befehl „Du sollst lächeln" auch wirklich befolgen. Sie, die die schwierigsten, die schmutzigsten Arbeiten verrichten, die durch Verbotstafeln immer wieder auf ihr Sklavendasein aufmerksam gemacht werden, diese Parias bestimmen einen großen Teil des Rhythmus dieser Stadt. Der Aufzugführer sieht mit leeren Augen der Tanzenden nach; er versucht vergeblich, seinem Atmen den ruhigen Rhythmus wiederzugeben; auf seinen Lippen erscheint immer wieder blutiger Schaum.
Die Belegschaft der Wäscherei pilgert hinter den Wascheberg, alle wollen ihn sehen. Alle schreien, dass sie ihre Meinung über die schlecht funktionierenden Aufzüge den zuständigen Stellen nicht verhehlen werden, — aber sobald Aufsichtspersonal in Sicht kommt, schweigen sie. Shirley legt zierliche, in Seidenpapier gewickelte Wasche in ihr Körbchen. Sie trägt Wasche aus, keine besonders schwere Arbeit. Shirley kommt überall hin, hört allerlei, aber sie ist heute froh bei dem Gedanken, dass es zum letzten Mal sein wird, dass es aufhören wird, dieses Hin- und Herrennen durch das ganze Haus, das Klopfen an den Türen, die Höflichkeitsbezeugungen. Sie wird dann auch nichts Schlechteres sein als die Gäste, die Damen mit der feinen seidenen Wäsche, sie wird genau so schöne tragen wie sie, wenn nicht noch schönere...
Alles, was um sie herum jetzt geschieht, hört sie nur mit halbem Ohr. Ja, die Aufzüge für das Personal, da kann man sich manchmal ärgern. Überhaupt, es gibt so vieles, worüber man sich ärgern kann, wenn man arm ist und kein Geld hat. So eine arme Kreatur rennt dem Aufzug nach, macht sich Sorgen und hat Gewissensbisse; und wenn sie draufgeht, kümmert sich kein Teufel um sie. Nun, Shirley wird herauskommen aus all dem Dreck, sie wird ein anderes Leben führen als bisher, ein gutes Leben. Sie wird nicht ewig ausgeschlossen bleiben von allem, was angenehm ist.
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