Ein Land für Kinder?. Heidelore Diekmann
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Название: Ein Land für Kinder?

Автор: Heidelore Diekmann

Издательство: Bookwire

Жанр: Книги для детей: прочее

Серия:

isbn: 9783842283947

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СКАЧАТЬ eine Treppe!“

      Nun war seine Neugier völlig geweckt. Er beugte sich hinab und sah hinunter. Die Treppe verschwand im Dämmerlicht. Wohin sie führte, musste doch erforscht werden!

      „Alle mutigen Krieger aufstellen“, brüllte er, ergriff seinen Eisenstab, steckte auf die Spitze noch eine Grassode und stieg aufrecht marschierend die Treppe hinunter. Sie schien sehr tief hinunterzuführen.

      Tageslicht erhellte seinen Abstieg nur kurze Zeit. Dann wurde es dunkler. Seine Augen gewöhnten sich an die Dämmerung, und er konnte die Stufen weiter hinabsteigen. Doch sehr schnell wurde es zu dunkel. Sein Fuß ertastete nur noch die nächste Stufe, und wohin er abstieg, konnte er nicht mehr sehen. Entmutigt blieb er schließlich stehen und bemerkte, dass er seinen Eisenstab immer noch wie eine Fackel in der Hand hielt. „Na“, meinte er, „wozu trage ich dich überhaupt, du könntest wenigstens leuchten.“

      Ein Glimmen erschien plötzlich über ihm und wurde heller und heller. Dort, wo das Grasbüschel am Eisenstab saß, breitete sich eine immer größere graugrüne Helligkeit aus.

      „Huch, wie kommt denn das?“ Erstaunt bewunderte er sein Leuchtgras. Erklären konnte er es nicht. Aber dafür sah er nun, die nächsten zwölf Treppenstufen sehr deutlich. Sollte er weitergehen oder umkehren?

      „Komm, komm, ein bisschen weiter musst du schon noch gehen.“ Hatte er da schon wieder eine Stimme gehört? Er war sich nicht sicher, ob er selbst gesprochen hatte.

      Aber, wer anders sollte sonst mit ihm reden?

      Wenn das Licht erlosch, konnte er auf jeden Fall auf allen Vieren die Treppe hochkriechen. Er musste einfach weitergehen.

      Die Treppe war schmal, führte sehr gerade hinunter und hörte und hörte nicht auf.

      Wie lange war er nun schon gegangen? Ging er überhaupt selbst, oder was bewegte seine Beine? Ein Zischen zeigte ihm an, dass seine Fackel verglomm. Was nun?

      Einen kurzen Augenblick war alles um ihn herum finster, dann aber umgab ihn ein warmes, sanftes, gelbes Licht. Jegliche Anspannung fiel von ihm ab. Er fühlte sich geborgen.

      „Komm schon her zu mir, wie lange soll ich dich bitten?“, hörte er eine Stimme sagen. Er blickte auf und nicht weit von ihm saß eine Frau. Das sanfte, gelbe Licht floss auf sie zu, umhüllte sie und strömte zu ihm zurück.

      Beim genaueren Anschauen war er sich nicht sicher, ob es eine Frau war. Wo hörte ihre Gestalt auf, wo fing sie an? „So etwas habe ich noch nie gesehen!“ Ihre Form war unglaublich ausladend. Er wusste nur, dass er sich von diesem Wesen angezogen fühlte. Er beschloss zu glauben, dass es eine Frau war.

      Nichts konnte ihn aufhalten, sich in ihre Arme zu werfen. Er versank in Weichheit, Wärme und fühlte sich einfach wohl.

      „Wie schön, dass du zu uns gefunden hast, Max!“

      Sie kannte seinen Namen? Er rappelte sich aus der weichen Umarmung heraus, schüttelte seinen braunen Lockenkopf und schaute sein Gegenüber mit groß aufgerissenen braunen Augen verblüfft an.

      „Wieso weißt du, wer ich bin, und wieso habe ich keine Ahnung, wer du bist?“

      „Du befindest dich im Vorzimmer der Großen Erdmutter, und ich bin ihre Empfangsdame, Kundschafterin, kurz: Mädchen für alles. Mein Name ist Merkuriamam.“

      „Aber wieso kennst du mich, wo du so tief in der Erde lebst? Verlässt du diesen Ort denn öfter?“

      „Ganz schön viele Fragen auf einmal. Bleibe bitte ganz still, dann wirst du auch Nachrichten aus deiner Welt empfangen.“

      Max lehnte sich zurück. Wie gut das tat! Er war wunschlos glücklich. Hier wollte er bleiben.

      Ob er eingeschlafen war oder träumte, wusste er nicht. Bilder umschwirrten ihn plötzlich, Bilder von vielen Kindern. Alle hatten unterschiedliche Hautfarben, waren sehr jung, aber auch schon älter, und schienen in vielen verschiedenen Ländern zu leben.

      Ein Kind lag auf einem Stück Pappe und schien zu schlafen. Fliegen setzten sich auf sein Gesicht.

      Ein Junge rannte keuchend mit einem großen Bündel hinter einem schwer bepackten Esel her. Andere saßen bettelnd auf der Straße.

      Ein Kind saß völlig verschmutzt allein in einer Wohnung und wiegte sich hin und her. Ein Mädchen lag bis auf die Knochen abgemagert in seinem Bett. Es regte sich nicht.

      Jungen tobten auf der Straße, rempelten andere Leute an. Ein Junge riss einer Frau die Handtasche weg. Auf einem Hinterhof prügelten einige Kinder auf einen Jungen ein.

      Dann tauchte ein Gesicht von einem Mädchen mit langen blonden Haaren und nachdenklichen braunen Augen auf. Es kam ihm bekannt vor.

      Dieses Mädchen war nicht ärmlich, sondern modisch und schick gekleidet. Glücklich sah es aber auch nicht aus. Dabei wohnte es sogar in einem supertollen Haus. Eine ältere Dame brachte ihm Essen und fuhr es dann mit dem Auto zum Geigenunterricht. Danach saß es in einem Sprachkurs und schließlich wieder zu Hause. Es lag schon im Bett, als die Tür aufging und es einen Gutenachtkuss von seinen Eltern bekam, die gerade nach Hause zurückkehrten.

      Nun fiel ihm ein, wer dieses Mädchen war. Es war eine Mitschülerin von ihm, Marie-Sophie Banner. So eine eingebildete Pute, mit der hatte er bisher kaum ein Wort gewechselt.

      Und dann sah er sich.

      Sah, wie er frühmorgens das Haus verließ, sah sich am See in seiner Stockhütte schlafen, sah sich auf dem Fabrikgelände, hatte Hunger und wachte auf.

      Er lag auf dem Boden. Um ihn herum war es dunkel und kalt.

      Zögernd richtete er sich auf und versuchte, in der Dunkelheit etwas zu erkennen. Wo war diese seltsame Frau geblieben? Hatte er sie sich nur eingebildet? Wo waren die Bilder, die er gesehen hatte? Warum war er wieder allein, wo er sich doch in der Gesellschaft von Merkuriamam so wohl gefühlt und gar nicht mehr fortgewollt hatte? Was hatte das alles zu bedeuten?

      Tastend fuhren seine Hände über den Boden, sie stießen gegen einen runden Stein. Er fühlte sich sehr glatt an. Ohne nachzudenken steckte er ihn in seine Hosentasche. Langsam konnte er Umrisse erkennen und erblickte nicht weit von sich entfernt Treppenstufen. Er kroch darauf zu und bewegte sich aufwärts. Auf allen Vieren kroch er höher und höher. Endlos erschien ihm sein Aufstieg.

      Als schließlich Licht die Treppe erhellte, fühlte er sich erleichtert, richtete sich auf und kam zurück ins Tageslicht.

      Es regnete. Scharf zeichneten sich die Umrisse der Gebäude ab. Er trat einen Schritt von der Treppe weg und schaute sich prüfend um.

      Ja doch, es war alles so, wie er es schon viele Male gesehen hatte. Zum Schluss drehte er sich noch einmal nachdenklich zur Treppe um. Sie war verschwunden. Das Eisenblech schaute kaum unter den Grassoden hervor, als hätte er nie den Versuch unternommen, es zu heben. War er wirklich hinabgestiegen und wieder hochgestiegen? Doch, es musste wahr sein!

      Der Regen wurde stärker. Wohin sollte er gehen?

      Als er seinen Hunger spürte, entschloss er sich, nach Hause zu fahren. Auch wenn niemand da sein sollte, würde er schon irgendetwas Essbares finden. Er schaute noch in seinen Jackentaschen nach, aber alles, was sich dort befunden hatte, hatte er schon aufgegessen.

      Sein СКАЧАТЬ